Viele gönnen sich das Glas Wein zum Znacht mit der Begründung, dass es ja gesund sei. Schliesslich hätten Untersuchungen ergeben, dass moderater Alkoholkonsum die Lebenserwartung steigere. Der Grund sei die erhöhte Menge des High Density Lipoprotein HDL im Blut. Dieses verhindere, dass sich Cholesterin an den Gefässwänden ablagere.
Vergangene Studien waren falsch
Eine neue Studie widerlegt diese jahrelange Annahme. Eine Arbeitsgruppe um Ulrich John aus der Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald sagt ganz klar: «Moderater Alkoholkonsum ist nicht gesundheitsförderlich. Anderslautende Schlussfolgerungen aus der Vergangenheit sind wahrscheinlich auf methodische Mängel in den zugrundeliegenden Studien zurückzuführen.»
Abstinenz hat oft einen Grund
Der Fehler liegt laut John in der Vorgeschichte der untersuchten Personen. Die Forschenden fanden heraus, dass abstinente Probanden und Probandinnen in der Vergangenheit oft ein Alkohol- oder Drogenproblem hatten oder zu viel rauchten. Diese Fakten verzerren die Ergebnisse früherer Studien.
Wissenschaftler waren überrascht
«Überraschend war für uns der Befund, dass alkoholabstinente Personen ohne Risikofaktoren sich in ihrer Sterbewahrscheinlichkeit nicht von Menschen mit geringem bis moderatem Alkoholkonsum unterscheiden», fasst John die Ergebnisse zusammen.
Was heisst moderat?
In der Schweiz ist der risikoarme Konsum laut dem Bundesamt für Gesundheit BAG so festgelegt: Gesunde erwachsene Männer sollten nicht mehr als zwei Gläser und Frauen nicht mehr als ein alkoholisches Getränk pro Tag zu sich nehmen. Zudem werden zwei alkoholfreie Tage pro Woche empfohlen. Wenn im Verlauf mehrerer Stunden ausnahmsweise mehr getrunken wird, dann sollten Männer nicht mehr als fünf und Frauen nicht mehr als vier Standard-Gläser konsumieren.