Alzheimer – das Vergessen nicht leugnen

Alzheimer Bild AdobeStock Urheber Andrea Danti Bild: AdobeStock, Urheber: Andrea Danti

“Drei Mal zum Kühlschrank gehen und doch nicht wissen, was man will. Das kann Demenz bedeuten, muss es aber nicht.” Sandra Etter ist Beratungsfachfrau bei Alzheimer Schweiz und warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. “Vergesslichkeit und Orientierungsschwierigkeiten können unterschiedliche Ursachen haben und so schnell verschwinden, wie sie kamen.”

Das Unvermeidliche akzeptieren

Ein Arztbesuch bringt Gewissheit und hat mehrere Vorteile. “Handelt es sich um Demenz, können Medikamente das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Je früher, desto besser. Und es ist empfehlenswert, eine Patientenverfügung oder einen Vorsorgeauftrag zu verfassen.” Doch die Expertin sieht noch einen weiteren Punkt. “Im Gespräch mit einer Fachperson zeigt sich, wie die Krankheit Rollenveränderungen in der Familie beschleunigt und Konflikte verstärkt.” Das hilft, Ursachen zu erkennen und das Unvermeidliche zu akzeptieren.

Trotzdem wollen viele Menschen mit Anzeichen von Demenz keine Hilfe von aussen. “Die Abneigung ist verständlich, denn die Ärztin könnte ans Licht bringen, was man selber nicht erkennen will. Die Angst, die Selbständigkeit zu verlieren, löst eine Abwehrhaltung aus.” Die Expertin weiss, wie man Menschen mit Demenz verständnisvoll begegnet.

Ergebnisoffenes Gespräch

Setzen Sie sich nicht das Ziel, die betroffene Person zu überzeugen. Sandra Etter empfiehlt, den Gedanken mit Fragen einzubringen: “Magst du heute mit mir etwas besprechen? Stellen Sie anschliessend Fragen: Was löst der Gedanke, zum Arzt zu gehen, bei dir aus? Macht er dir Angst? Das Gespräch darf ohne klares Ergebnis enden. Vertrauen und Geduld sind die Voraussetzungen für einen stressfreien Arztbesuch.”

Wenn die Krankheit fortgeschritten ist, wird ein gemeinsames, differenziertes Gespräch schwierig. “Machen Sie mit der Hausärztin einen Termin ab und erzählen Sie die Situation. Ist sie einverstanden, erklären Sie dem Betroffenen, dass bald ein Routine-Arztbesuch ansteht. Kleben Sie einen Zettel an einen Ort, an dem sich die Person regelmässig aufhält, und erwähnen Sie den Termin mehrmals. Das hilft dem Betroffenen, Kontrolle und Verantwortung zu bewahren.”

Erinnerungen zerrinnen, Gefühle bleiben

Demenz verändert die Persönlichkeit und lässt Erinnerungen langsam und lautlos zerrinnen. Die Expertin fügt an: “Doch Menschen mit Demenz vergessen keine Emotionen. Deshalb ist es so wichtig, ihnen mit Zuneigung und Geduld zu begegnen.”

Anlaufstellen

Wenn der oder die Betroffene trotzdem jegliche ärztliche Hilfe verweigert? Haben Sie noch weitere Fragen? Dann rufen Sie Alzheimer Schweiz an.

Tel: 058 058 80 00, www.alz.ch

Wenn Sie sich überlastet fühlen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt.

In Fällen von akuter Selbst- und Fremdgefährdung kontaktieren Sie den Notfall 144.