Die einfachste Formel für die Frau

Intim Burgerstein Verena Boltshauser 006

Sie kommen mit Juckreiz, Brennen, Trockenheit oder Ausfluss. Sie sind es leid, schon wieder eine Blasenentzündung oder eine Pilzinfektion eingefangen zu haben. Fast jede Frau hat im Verlaufe ihres Lebens das eine oder andere Problem im Intimbereich.

Was bedeutet ein gestörtes Gleichgewicht im Vaginalmilieu?

In der Scheide hat es verschiedene Milchsäurebakterien, die Zucker aus den Schleimhautzellen in Milchsäure umwandeln und so den pH-Wert auf etwa 4,5 absenken. Das saure Milieu schützt die Scheide, indem es krankmachende Keime am Wachstum hindert. Neben Milchsäure werden dafür auch antibiotisch wirksame Stoffe und Wasserstoffperoxid gebildet. Gewinnt ein Erreger trotzdem die Oberhand, kippt das Gleichgewicht. Es drohen Pilzinfektion oder bakte­rielle Vaginose.

Warum haben so viele Frauen Probleme mit dem Gleichgewicht des Vaginalmilieus?

Weil die Zusammensetzung der Milchsäurebakterien nicht nur von Frau zu Frau variiert, sondern sich auch abhängig vom Alter und den äusseren Umständen verändert. Viele Frauen verwenden zu aggressive Produkte und bringen so das Gleichgewicht zwischen nützlichen und schädlichen Keimen durcheinander. Enge Wäsche aus Kunstfasern und Slipeinlagen stören das Milieu zusätzlich, weil man dadurch mehr schwitzt. Feuchtigkeit und Wärme sind ideale Bedingungen für Keimwachstum. Problemherde können aber auch eine falsche Putzroutine nach dem Stuhlgang und Sexualpraktiken wie Analverkehr sein.

Was haben Milchsäurebakterien mit ­Geschlechtshormonen zu tun?

Unter dem Einfluss von Östrogenen erhöht sich der Zuckergehalt in der Scheide, es entstehen ideale Bedingungen für die Vermehrung der guten Milchsäurebakterien. Die Scheidenflora verändert sich im Verlaufe des Lebens. Dabei gilt: Je weniger Östrogene, desto schlechter für die Milchsäurebakterien. Das ist zum Beispiel beim Absetzen der Pille so oder in den Wechseljahren. Oder auch innerhalb jedes Monatszyklus’ während und kurz nach der Menstruation. Dann ist der Östrogenspiegel am niedrigsten.

Schlecht für die Milchsäurebakterien sind auch Antibiotika-Behandlungen. Was empfehlen Sie?

Wenn eine Frau weiss, dass sie empfindlich ist, kann sie bereits während der Antibiotika-Einnahme präventiv ein Mittel gegen Pilzinfektionen vaginal anwenden. Nach der Antibiotika-Behandlung empfehle ich allen Frauen ein Präparat zum Aufbau der Scheidenflora wie auch zum Aufbau der Darmflora. Es gibt hierfür spezifische Bakte­rien-Präparate zum Schlucken.

Worin unterscheiden sich Crème, Schaum und Kapseln als Lieferant von guten Bakterien?

Crème und Schaum sind in der Regel für die äusserliche Anwendung gedacht. Eine normale Bodylotion ist dafür weniger geeignet. Kapseln gibt es als Scheidenkapseln zur Anwendung in der Scheide sowie als normale Kapseln zum Schlucken. Diese bringen die Milchsäurebakterien vom Darm über den Genitalbereich in die Scheide und sind einfach und praktisch in der Anwendung.

Wie sieht die optimale Reinigung der ­Intimregion aus?

Die Scheide ist ein selbstreinigendes Organ. Es sollen also nur die äusseren Bereiche der Intimgegend gereinigt werden. Dafür reicht klares Wasser. Wenn ein Reinigungsprodukt benützt wird, dann eines mit einem tiefen pH-Wert. Den Waschlappen bitte nur ein einziges Mal verwenden. Keine Intimsprays und keine Slipeinlagen benützen. Unterwäsche aus Naturfasern tragen; falls nötig, kann man sie während des Tages wechseln. Und nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen. Bei Blasenschwäche empfehle ich spezielle Einlagen, die die Haut vor Nässe schützen. Die Haut des Intimbereichs sollte dann besonders gut gepflegt werden. Auf Scheidenspülungen und antibakterielle Seifen aber unbedingt verzichten.