Embolisation statt Operation

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Es ist das Männerproblem schlechthin. Etwa jeder zweite Mann über 60 ist davon betroffen. Die gutartig vergrösserte Prostata drückt auf Harnröhre und Blase. Typische Beschwerden sind schwacher Harnstrahl, gehäufter Harndrang tagsüber und besonders auch nachts sowie eine unvollständige Blasenentleerung. Wenn Medikamente nicht mehr wirken, ist die gängigste Behandlung die Operation. Dabei wird das gewucherte Prostatagewebe durch die Harnröhre weggehobelt. Eine nahezu unvermeidbare Folge der Operation ist der trockene Samenerguss, der zur Zeugungsunfähigkeit führt. Auch ein ungewollter Verlust von Urin tritt in der Frühphase nach der Operation nicht selten auf. Mit zunehmender Grösse der Prostata steigt die Komplikationsrate der Operation. Ab einer gewissen Grösse kann die Operation nicht mehr durch die Harnröhre sondern nur noch offen durchgeführt werden.

Prostata Oliver Dudeck
Prof. Dr. med. Oliver Dudeck, Klinik Hirslanden, Zürich

Eine sehr schonende Alternative zur Operation ist die Prostata-Embolisation, bei der die Blutzufuhr zur Prostata kontrolliert und präzise gedrosselt wird. Dieses minimalinvasive Verfahren bietet sich besonders bei sehr grosser Prostata an. Einer der erfahrensten Ärzte in der Schweiz ist Prof. Dr. med. Oliver Dudeck vom Zentrum für Mikrotherapie der Klinik Hirslanden in Zürich. «Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung und ist ansonsten schmerzfrei. Über die Leiste wird ein Katheter in die Arterie eingeführt und unter Röntgenkontrolle in die Gefässe vorgeschoben, welche die Prostata mit Blut versorgen. Danach werden winzige Kügelchen in die Prostata-Arterien gespritzt, wodurch die Durchblutung der Prostata gezielt reduziert wird. In der Folge schrumpft die Prostata, und die Beschwerden bilden sich zurück. Die hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit des Verfahrens sind in zahlreichen Studien mittlerweile auch für lange Nachbeobachtungsintervalle gut belegt.»

Ich bin rundum zufrieden

Fünf Mal pro Nacht musste er aufstehen. Roland Stähli sollte unters Messer. Dann entschied er sich für die Prostata-Embolisation.

Als ich 59 Jahre alt war, wurden die Symptome richtig störend. Der Urologe diagnostizierte eine vergrösserte Prostata und verschrieb mir Medikamente, die ich neun Jahre einnahm. Sie brachten eine deutliche Besserung, aber keine Heilung. Da ich mich früher mit medizinischer Forschung beschäftigt hatte, studierte ich die urologische Literatur. Als sich die Symptome verschlimmerten – ich musste pro Nacht vier bis fünf Mal aufstehen – liess ich mich gründlich untersuchen. Es wurde klar, dass ich nun ein Kandidat für die klassische Prostataoperation durch die Harnröhre war. Zu diesem Eingriff fand ich im Internet in neueren Studien eine elegante Alternative, die Prostata-Embolisation. Mehrere Zürcher Urologen äusserten sich jedoch skeptisch bis ablehnend, obwohl rund zehn deutsche Uni-Kliniken die Methode bereits erprobten.

Kleiner Eingriff

2018 publizierte eine kleine St. Galler und eine grosse Englische Studie positive Resultate zur Embolisation. So entschied ich mich für das Verfahren. In Prof. Dudeck fand ich einen erfahrenen Operateur, was mir wichtig war. Nach zwei Gesprächen, in welchen er mir viele Fragen beantwortete, unterzog ich mich dem kleinen Eingriff. Er wurde von meiner Grundversicherung problemlos bezahlt. Der Eingriff dauerte circa 1½ Stunden und war völlig schmerzlos. Erst etwas später hatte ich Schmerzen in der Prostata, die auf Schmerzmittel jedoch gut ansprachen.

Blase kann wieder vollständig entleert werden

Am Tag nach der Embolisation wurde ich entlassen. Nach kurzer Zeit konnte ich – erstmals nach 10 Jahren – die Blase wieder vollständig entleeren. Seither sind 15 Monate vergangen. Die Blasenentleerung ist kein Problem mehr, ich fühle mich deutlich besser, meine Sexualität wurde nicht beeinträchtigt und ich stehe nur noch ein Mal Mal pro Nacht auf. Ich bin rundum zufrieden. Aufgrund meiner Erfahrung entschloss sich vor einem Jahr auch ein naher Verwandter zur Embolisation bei Prof. Dudeck – mit dem gleichen Ergebnis.