Es kommt noch eine dritte und vierte Welle

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Die Infektionszahlen steigen, die Betten in den Spitälern füllen sich. Die Lage ist ernst. Dennoch verbreitet der Bundesrat weder Hektik noch Panik. Das ist gut so. Denn so schnell lässt sich das Virus nicht besiegen, Impfstoffe hin oder her. Vielmehr müssen wir lernen, die nächsten Jahre mit Corona zu leben. Angst sei ein schlechter Ratgeber, sagt der bekannte Deutsche Virologe Hendrik Streeck. Er wendet sich vehement gegen den herrschenden Krisen- und Panikmodus und plädiert für eine neue Routine. Man solle sich vor Sorglosigkeit hüten, aber mit dem Risiko intelligent umzugehen lernen. «Wir können nicht auf einen Pauseknopf des Lebens drücken und glauben, dass Virus sei dann vorbei.»

Das Virus als normaler Teil unseres Lebens

Nicht einmal durch den härtesten Lockdown wird es gelingen, das Coronavirus auszurotten. Nach der zweiten werde es auch noch eine dritte und vierte Infektionswelle geben, so Streeck. «Wir sind in einer Dauerwelle. Wir müssen uns damit abfinden, dass das Virus ein normaler Teil unseres Lebens wird.» Dass ein strenger Lockdown nicht die beste aller Lösungen ist, zeigen mittlerweile weltweite statistische Analysen der ersten Welle. Im Gegensatz zu gezielten Massnahmen, welche Menschenansammlungen und Reisen unterbanden, hatte er kaum noch Wirkung. Kleine Gruppen zu beschränken erwies sich dabei als deutlich wirksamer als das Verbot von Grossveranstaltungen.

Dann sinkt die Reproduktionszahl unter 1

Eigentlich ist es ganz einfach. Das Coronavirus kann sich nur ausbreiten, wenn Menschen sich nahekommen. Je mehr enge Kontakte, desto grösser das Infektionsgeschehen. Treffen sich zwei Menschen, bedeutetet das einen Kontakt. Sitzen vier beisammen, kommt es zu sechs verschiedenen Kontakten. Feiern 50 eine Party, sind 1225 infektiöse Begegnungen möglich. Damit die Reproduktionsrate wieder unter 1 sinkt, müssen wir einfach die Hälfte der Kontakte im beruflichen und privaten Umfeld vermeiden.

Trotz aller Besorgnis, es gibt auch positive Entwicklungen. Im Vergleich zum Frühling sind die meisten Covid-Patienten weniger lang auf der Intensivstation. Die Sterblichkeit ist halb so hoch wie bei der ersten Welle. Wir haben heute Erfahrung mit dieser Krankheit. Wir wissen, welches Medikament wann am besten wirkt.