Frauen leiden anders

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Hartnäckig hält sich der Mythos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als reines Männerproblem. Bezüglich der Sterblichkeit spielen sie bei Frauen eine ebenso grosse Rolle. Sie erleiden einen Herzinfarkt jedoch durchschnittlich acht bis zehn Jahre später als Männer. Und sterben häufiger daran. Das ist einem Vortrag von Prof. Vera Regitz-Zagrosek zu entnehmen, den sie an einer Konferenz für Frauengesundheit in Berlin gehalten hat. Die Kardiologin ist Gründerin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité Berlin.

Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch

Frauen im höheren Lebensalter nehmen einen Herzinfarkt häufig anders wahr, als er in den medizinischen Lehrbüchern beschrieben wird. Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch oder im Schulter-, Rücken- und Unterkieferbereich seien typische Symptome. Erleidet eine Frau einen Herzinfarkt, dauert nur schon die Einweisung in die Notaufnahme länger als bei einem Mann. Bei über 65-jährigen Frauen mit Herzinfarktsymptomen verstreichen laut einer Studie bis zu viereinhalb Stunden, bis sie in der Notaufnahme sind. Bei gleichaltrigen Männern verging eine Stunde weniger. Häufig zögern Frauen auch, einen Notarzt anzurufen.

Überdosierung und Nebenwirkungen

Trotz der Unterschiede bezüglich Entstehung und Ausprägung der koronaren Herzerkrankung bei Frauen und Männern erhalten beide die gleichen Medikamente. Viele Frauen würden auf diese Weise überdosiert. Laut Prof. Regitz reichen bei Frauen 40 Prozent der Dosis, um den gleichen Effekt zu erzielen. Die Dosierungsangaben in Leitlinien würden sich meist an Männern orientieren. Sie fordert, dass bereits bei der Entwicklung neuer Medikamente und Impfungen die Dosierung besser an Frauen angepasst wird. Häufige Nebenwirkungen von Medikamenten könnten auf eine Überdosierung dieser Substanzen zurückgeführt werden.

Einsamkeit und Stress

Frauen leiden anders an belastenden Ereignissen und negativen Gefühlen als Männer. Stress im Beruf oder in der Partnerschaft sowie Einsamkeit sind für Frauen höhere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als bei Männern.