Hormontherapie – das müssen Sie wissen

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Prof. Martin Birkhäuser, Ehrenpräsident der Europäischen Menopausen- und Andropausen-Gesellschaft.

Entscheidend für die Sicherheit sind die Anpassung der Hormontherapie an die Bedürfnisse jeder einzelnen Frau und die Einhaltungdes günstigen Behandlungsfensters.

Jede Hormontherapie sollte in der niedrigst möglichen Dosierung durchgeführt und entsprechend den Beschwerden angepasst werden. So muss zur Prävention der Osteoporose die Dosis oft höher sein als zur Behandlung von Wallungen. Eine gute Möglichkeit sind sogenannte transdermale Systeme mit körperidentischem Östradiol. Bei kombinierter Behandlung muss die Dosierung des Gelbkörperhormons parallel zum Östrogen reduziert werden.

Nicht alle Gelbkörperhormone sind gleich. Es gibt Hinweise, dass die in Europa verwendeten Gestagene günstiger sind als jenes, das in der amerikanischen WHI-Studie eingesetzt wurde. Das gilt vor allem für das körperidentische Gelbkörperhormon (Progesteron), das einen schlafverbessernden und beruhigenden Zusatznutzen hat, und diesem nahestehende Gestagene.

Sind nur Scheidenbeschwerden das Problem, reicht örtlich wirksames Östrogen.

Besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Lungenembolien, sollte die Hormontherapie über die Haut, zum Beispiel mit einem Gel, und nicht mit Tabletten erfolgen. Das gilt auch bei erhöhtem Blutdruck.

Bei jeder Hormonbehandlung, die länger als fünf Jahre dauert, muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung gemacht werden. Eine fixe Altersgrenze gibt es nicht, wenn die Behandlung weiterhin indiziert ist.

Nicht jede Frau benötigt eine Hormonersatzbehandlung, ausser bei vorzeitiger Menopause. In der Beratung sollten immer auch nicht-hormonelle Alternativen besprochen werden. Auch wenn heute, zehn Jahre nach den unberechtigten Negativ-Schlagzeilen, die Hormontherapie in einem ganz anderen Licht dasteht, gibt es keinen Grund für einen unkritischen Umgang: Wir dürfen nicht in die Fehler der Neunzigerjahre zurückfallen. Hormone sind potente Substanzen mit Nebenwirkungspotenzial und keine Lifestyle-Produkte.