Ich bekam fast keine Luft mehr

Herzinsuffizienz Voigt ESC0106

Er ist ein begnadeter Weinkenner und führt seit zwei Jahren erfolgreich eine bekannte Vinothek in Embrach. Ob seiner Liebe zum Wein verlor er seine Gesundheit etwas aus den Augen. Der schleichend zunehmenden Atemnot, die sich bei körperlichen Anstrengungen einstellte, schenkte er kaum Beachtung. «Lange war ich nicht beim Arzt. Das Leben lässt einem ja keine Zeit.» Doch das änderte sich schlagartig, als er im letzten Oktober eines schönen Tages fast keine Luft mehr bekam und im linken Brustbereich starke Schmerzen verspürte.

Herzerweiterung mit eingeschränkter Pumpfunktion

Als Notfall ging’s ins Spital, Verdacht auf Herzinfarkt, Verlegung ins Zürcher Stadtspital Triemli. «Bei der Herzkatheter-Untersuchung zeigte sich zwar kein abgelaufener Infarkt, im weiteren Untersuchungsverlauf – namentlich im Herz­ultraschall und im Herz-MRI – dafür eine dilatative Kardiomyopathie, das heisst eine krankhafte Herzerweiterung mit eingeschränkter Pumpfunktion», erklärt Dr. Niels Holm, Oberarzt in der Klinik für Kardiologie im Triemli. Die Ursache blieb wie in den meisten Fällen unklar.

Herzinsuffizienz Dr Niels Holm
Dr. Niels Holm, Oberarzt in der Klinik für Kardiologie im Triemli

Harntreibende Mittel und herzschützende Medikamente

Bei einer neu diagnostizierten dilatativen Kardiomyopathie steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund. «Herr Voigt hatte klinische Zeichen der Überwässerung, weshalb harntreibende Mittel eingesetzt werden mussten», erläutert Dr. Holm. «Dann wurde er mit Medikamenten behandelt, die das Herz vor ungünstigen hormonellen Einflüssen schützen, den Blutdruck senken und positive Umbauprozesse am Herzen fördern, so dass sich das Herz wieder erholen kann. Die Dosis dieser Medikamente muss vorsichtig und engmaschig angepasst werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen, ohne Nebenwirkungen zu verursachen.»

Herzinsuffizienzberatung und Lebensstiländerungen

Neben der medikamentösen Therapie ist eine multiprofessionell organisierte Behandlung durch Hausarzt, Kardiologe und Herz­insuffizienz-Beraterin wichtig. «Herr Voigt hat während und nach dem Spitalaufenthalt eine Herzinsuffizienz-Beratung erhalten, deren Ziel es ist, das Krankheitsverständnis zu fördern und dem Patienten im Alltag zu helfen, Zeichen einer klinischen Verschlechterung frühzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren. Zudem werden Lebensstiländerungen angegangen, was bei Herrn Voigt erfreulicherweise zu einem Rauchstopp und reduziertem Alkoholkonsum geführt hat», erläutert Dr. Holm.

LifeVest als Lebensversicherung

Während des Spitalaufenthaltes hatte der Patient immer wieder Rhythmusstörungen, sogenannte Kammertachykardien, die zum plötzlichen Herztod führen können. Solche Rhythmusstörungen nehmen in der Regel mit dem Ausbau der Herzinsuffizienz-Therapie ab. Mit der Implantation eines Defibrillators wartet man deshalb in der Regel noch ein paar Monate zu. Um diese Zeit zu überbrücken, entschied man sich zu einer provisorischen Lösung, der LifeVest. Dabei handelt es sich um eine intelligente Weste, die gefährliche Rhythmusstörungen sofort erkennt und bei Bedarf einen Elektro­schock abgibt. «Bei Herrn Voigt kam es im weiteren Verlauf zu keinen therapiebedürftigen Rhythmusstörungen mehr und die Herzfunktion verbesserte sich so weit, dass keine Defibrillator-Implantation mehr notwendig war und er die Weste wieder abgeben konnte.»

Die neue Unbeschwertheit

Egon Voigt atmet hörbar auf. Die Atemnot ist verschwunden, die Herzbeschwerden weitgehend auch. «Mir geht es wieder gut», sagt er trocken und denkt sofort an seine Arbeit. «Endlich kann ich wieder unbeschwert leben und meinen Alltag ohne Probleme bewältigen.» Dr. Holm bestätigt: «Dank der ausgebauten medikamentösen Therapie, den Lebensstiländerungen und den regelmässigen Spaziergängen konnte die Situation für Herrn Voigt soweit verbessert werden, dass er im Alltag keine Herzinsuffizienz-Symptome mehr hat und wieder seiner beruflichen Tätigkeit mit einem Vollzeitpensum nachgehen kann. Die Pumpfunktion seines Herzes war zu Beginn schwer und heute erfreulicherweise nur noch leicht eingeschränkt.»