Ich bin doch nicht verrückt

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Demütigungen, Fehlbehandlung, Verzweiflung. Die Leidensgeschichte vieler Schilddrüsenerkrankten ist lang. Machen Sie unseren Test.

«Sie sind völlig gesund», hört die erstaunte Patientin vom Arzt, «auch andere Leute sind müde vom Arbeiten.» «Ich verschreibe Ihnen ein Psychopharmaka, dann sind Sie nicht so gereizt», klingt es in einer anderen Sprechstunde, «wenn’s nicht besser wird, kommen Sie wieder.» Und schon ist das kurze Gespräch beendet. Patienten mit unerkanntem Schilddrüsenleiden kennen diese Situationen nur zu gut. Sie wissen, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt, doch der Arzt bescheinigt ihnen das Gegenteil. Klar, Stress hat jeder. Und ja, entspannen tut gut. Sich Ferien gönnen, logisch. Es lockerer nehmen. Und vielleicht hat er ja sogar Recht. Todmüde bin ich mitten am Tag. Schlafen kann ich nicht in der Nacht. Und gereizt bin ich auch, meine Haut ist dünn. Das Familienleben leidet schon länger. Passt irgendwie.

Doch die ärztlich verordneten Therapieversuche verlaufen im Sand. Monat für Monat vergeht, Besserung ist nicht in Sicht. Zweifel treten auf, Verzweiflung macht sich breit. Und wenn der Hausarzt mit seinem Latein am Ende ist, kommt irgendwann der Psychologe, später der Psychiater ins Spiel. Nach so langer Leidenszeit meint selbst der ratlose Ehepartner, das sei sicher eine gute Empfehlung. Doch das Schlimme daran: Der Arzt täuscht sich. Alle täuschen sich. Von wegen Psychofall! Hat jemand mal die Schilddrüse untersucht? Sie allein kann den ganzen Körper durcheinanderbringen und diffuse Symptome auslösen. Selbst dann, wenn die Hormonwerte noch nicht überschiessen. Doch um Himmelswillen: Warum kommt da niemand drauf?

Fragen, die auch Regula Traxler, 65, aus Balterswil TG kennt. Sie ist selber eine Schilddrüsen-Patientin und leitet seit vier Jahren den Verein Schilddrüsengruppe Schweiz. Auch sie wurde zwei Jahre lang falsch behandelt. Mit Hustensirup und Antibiotika gegen Schilddrüsenüberfunktion, weil der Hausarzt an eine Mandelentzündung glaubte. Regula Traxler hat grösstes Verständnis für die verzweifelten Patienten, die jahrelang vergeblich von Arzt zu Arzt gelaufen sind, auf der Suche nach einer Dia­gnose. Und dabei grosses Leid, ja sogar Demütigung ertragen mussten. «Auch mein Mann merkte, dass ich so ‹giftig› reagierte. Genau diese Gereiztheit ist ein typisches Merkmal bei Schilddrüsenüberfunktion. Doch damals wusste das scheinbar niemand.»

Den Moment, als der neue Hausarzt endlich die richtige Diagnose stellte, vergisst Regula Traxler nie. «Es war wie der Start in ein neues Leben! Seit die notwendigen Massnahmen eingeleitet wurden und ich die Medikamente nehme, geht es mir viel besser. Andere Schilddrüsenpatientinnen berichteten mir von ihrem Glücksgefühl, wenn sie tagsüber nicht mehr müde waren, sobald die Medikamente optimal eingestellt waren.»

Wachrütteln und helfen, das möchte Regula Traxler mit ihrer Schilddrüsengruppe. «Ich wünsche mir, dass Menschen, die unter unklaren Symptomen leiden, die Schilddrüse von sich aus beim Arzt ins Gespräch bringen, oder dass Hausärzte die Möglichkeit einer Schilddrüsenerkrankung zumindest im Hinterkopf behalten und diffuse Fälle zur Abklärung an einen Endokrinologen überweisen. Dann ist schon viel gewonnen. Der Spezialist wird mit Ultraschall und Bluttests versuchen, die Autoimmunerkrankungen, die bei Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion beteiligt sein können, auszuschliessen  und anschliessend die Betroffenen wirksam behandeln.»

Leiden Sie auch an unspezifischen Symptomen? Machen Sie den Schilddrüsen-Test hier.

Informationen zum Thema Schilddrüse und Kontakt Schilddrüsengruppe Schweiz: www.schilddruesen.ch