Ich bin mir mein bester Freund

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Ich bin Jahrgang 1943. Seit bald 24 Jahren lebe ich alleine und sitze fast täglich alleine an meinem Esstisch – ohne ein Gegenüber. Alleine sein findet für mich im Kopf statt. Bevor ich pensioniert wurde, habe ich mir überlegt, wie ich mein Alter sehe. Und ich sah Freude, dass ich jetzt Dinge unternehmen oder tun kann, für die ich vorher keine Zeit hatte.

Ich gebe mir täglich einen Rahmen, der manchmal auch etwas weiter ausfällt – und gehe, sobald ich meine Aufgaben erledigt habe, nach draussen. Meine engeren Bekannten befinden sich immer noch in der Arbeitswelt, sodass ich öfters für sie noch Besorgungen erledigen darf, was mir Freude bereitet. Ich bin mit Tieren aufgewachsen Heute hätte ich keine Zeit dafür und wäre in meinen Aktivitäten eingeschränkt.

Zeit mit mir ist Luxus

Zeit mit sich selbst zu verbringen empfinde ich als unerhörten Luxus. Ich habe keine Familie mehr. Trotzdem fühle ich mich heute weder einsam noch vermisse ich dies. Und ich sehe immer mehr, dass viele Menschen sich alleine nicht aushalten können.

Ich freue mich über die ersten Blumen, die jetzt schon sichtbar sind, und auf den kommenden Frühling, auf ein gutes Buch und ein Konzert.  Auch ich habe manchmal den Gedanken, was noch schöner wäre – doch dies ist das Leben. Unsere Lebensgeschichte ist geschrieben. Wie wir damit umgehen – da schreiben wir eben unsere Lebensgeschichte neu. Sich selbst Liebe schenken – das ist das, was viele Menschen noch zu lernen haben. Ja sich selbst, denn ich empfinde mich selber immer mehr als meinen besten Freund. Und so fühle ich mich auch nicht einsam oder alleine.

 

Heide-Rose Decurtins

 

 

 

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