Ohne Gebärmutter und ohne Eierstöcke stand ihr Leben plötzlich Kopf. Wie Wechseljahre ohne Vorwarnung. «Ich konnte nicht einschlafen, nicht durchschlafen, nicht wiedereinschlafen. Am Morgen war ich todmüde.»
Alle brauchten mich
Das Hormonpflaster von ihrer Ärztin vertrug die 51-Jährige aus Luzern überhaupt nicht. «Ich war verzweifelt. Meine Eltern brauchten mich, meine drei Kinder brauchten mich, mein Mann brauchte mich. Ich wusste weder ein noch aus, litt unter Fressattacken, nahm an Gewicht zu. Zu all den Symptomen kamen qualvolle Schmerzen, eine Art Fibromyalgie. In der Nacht stand ich auf, lief umher. Suchte Linderung unter der Dusche oder versuchte mich mit Lesen abzulenken. Doch Ruhe fand ich nicht. Ich glaubte, ich beginne zu spinnen.»
Das ging fast zwei Jahre so. Hilfe hatte die dreifache Mutter keine. Von ihrer Ärztin fühlte sie sich unverstanden, zu Hause musste sie stark sein. «Ich suchte im Internet nach Hilfe und stiess über bioidentische Hormone auf die Komplementärtherapeutin Ursula Wenk. Schon die Texte auf ihrer Homepage sprachen mich an. In mir keimte so etwas wie Hoffnung und ich vereinbarte einen Termin.»
Alarmierende Resultate
Ursula Wenk wollte alles über die Beschwerden wissen, listete jegliche Stressfaktoren auf. Sie empfahl einen Speicheltest, um die Stresshormone zu testen. Die Resultate waren alarmierend: Michèle Helfenstein hatte unglaublich tiefe Nebennierenwerte. Auch die Sexualhormone waren im Keller. «Ursula Wenk meinte, es sei ein Wunder, dass ich am Morgen überhaupt aufstehen könne. Ich begann zu weinen, als sie mir das sagte. Zum ersten Mal verstand jemand meine Situation. Zum ersten Mal gab es Messungen, die mein Dilemma belegten.»
Nicht nur geben, sondern auch nehmen
«Zuerst habe ich versucht, Michèle Helfenstein wieder ins Gleichgewicht zu bringen und ihre leeren Speicher aufzufüllen», sagt die auf Hormone spezialisierte Therapeutin. «Ich dosierte die bioidentischen Hormone Progesteron und Estradiol sehr sanft, gab Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren, Protein-Shakes, Multivitamin-Präparate mit Ginseng und Bachblüten. Alles, um die Nebennieren zu stimulieren. Ich sprach mit ihrem Mann, erklärte ihm die Lage und erläuterte meinen Plan. Die Familie musste begreifen, dass eine Frau und Mutter nicht grenzenlos geben kann. Ich sagte ihm auch, dass nicht er oder die Kinder schuld seien, sondern dass es oft ein Problem der Mütter und Ehefrauen ist, sich ohne schlechtes Gewissen ausklinken zu können. Jetzt müsse eben auch seine Frau lernen, sich wichtiger zu nehmen. Nicht nur geben, sondern auch nehmen.»
Mut, sich Pausen zu gönnen
Michèle Helfenstein begann sich zu erholen. «Ich konnte sehr schnell viel besser schlafen. Die Energie kam zurück und ich hatte Mut, mir Pausen zu gönnen. Einfach mal für eine Stunde ein Buch lesen ohne schlechtes Gewissen. Neu mache ich Yoga und ich entlaste mich mit einer Putzfrau. Zur Entspannung gehe ich zusammen mit meinem Mann regelmässig auf einen Abendspaziergang. Das tut auch ihm gut. Die sanften Heilmittel nehme ich weiterhin. Sie stabilisieren meine Hormonsituation und halten mich auch stimmungsmässig im Gleichgewicht.»