Immer auch an Arthritis denken

Psoriasis Dr. med. Patric Kurmann

Psoriasis ist eine entzündliche Hauterkrankung. Sie sind ein ausgewiesener Rheumatologe. Trotzdem behandeln Sie viele Psoriatiker. Weshalb?

Ungefähr 20 Prozent der Menschen mit Psoriasis haben eine Arthritis. Das heisst, sie haben Gelenk- oder Sehnenschmerzen, mit oder ohne Gelenk-Erosionen. Die Arthritis kann lange vor dem Hautbefall auftreten, aber geradeso gut auch zehn Jahre nach den ersten Hautsymptomen. Übrigens leiden Psoriasis-Patienten auch häufiger an Diabetes und Schilddrüsen-Erkrankungen. Damit ist klar, dass Psoriatiker eine umfassende, interdisziplinäre Betreuung brauchen.

Hat die Schwere der Hautsymptome etwas mit der Schwere der Gelenkentzündungen zu tun?

Nein, man kann eine Arthritis haben mit wenig oder gar keinem Hautbefall. Auffällig ist jedoch, dass eine Gelenkbeteiligung häufig bei solchen Patienten vorkommt, deren Fingernägel oder Kopfhaut mitbetroffen sind.

Was macht den Befall der Gelenke bei der Pso­riasis so heimtückisch? Oder anders gefragt: Wie ernst muss man die Gelenkbeteiligung bei einer Psoriasis nehmen?

Bei vielen Patienten mit Arthritis kommt es mit der Zeit zu einer fortschreitenden Zerstörung der Gelenke, sodass man sie nicht mehr brauchen kann. Die Behinderungen im Alltag können zum Teil sehr gravierend sein.

Was raten Sie einem Patienten, der Psoriasis an den Nägeln und auf der Kopfhaut hat, aber noch nie bei einem Rheumatologen war?

Wenn der Patient neu eine Beteiligung des Auges oder Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen feststellt, sollte er seinen behandelnden Arzt fragen, ob er ihn einem Rheumatologen zuweisen kann.

Und was soll jemand tun, wenn er gerade mit der Diagnose Psoriasis konfrontiert wird? Nur zum Dermatologen oder auch zum Rheuma­spezialisten?

Wenn er nur eine Hauterkrankung hat, muss man nicht sofort zum Rheumatologen. Der Dermatologe sieht sehr schnell, ob nebst der Hauterkrankung noch andere Organe betroffen sind.

Kann man bei einer Psoriasis-Arthritis nicht ­einfach mal zuwarten mit der Therapie? Viele Fälle von Gelenkbeteiligung verlaufen doch eher milde.

Nein, wenn eine Arthritis vorhanden ist, muss man sie behandeln, um die Zerstörung der Gelenke mit den entsprechenden Folgeschäden zu vermeiden.

Wie behandelt man eine Psoriasis-Arthritis, damit Schäden an den Gelenken verhindert werden können?

Man setzt Medikamente ein, die den Krankheitsverlauf stoppen. Wenn das nicht reicht, gibt man biologisch aktive Substanzen.

Trifft man damit nur den Gelenkbefall oder auch die belastenden Symptome von Haut, Kopf und Nägeln?

Diese Medikamente wirken auf die entzündliche Krankheit generell, sei es die Haut oder die Gelenke.

Neben Spritzen gibt es jetzt auch Tabletten. ­Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Wenn man eine Psoriasis behandelt, ist man froh, wenn ein Medikament wirksam ist, sei es eine Spritze oder eine Tablette. Jede Psoriasis und jede Arthritis ist wieder anders. Was im Einzelfall wirkt, kann man nicht voraussagen. Das muss man schlicht ausprobieren. Auf jeden Fall verfügen wir heute über eine so breite Palette an wirksamen Medikamenten, dass man den meisten Patienten mit Psoriasis helfen kann. Aber es ist wichtig, dass man zum Arzt geht und früh mit einer Therapie beginnt.

«Gib nicht auf – Bekämpfe Psoriasis!»

In der Schweiz leiden gegen 200 000 Menschen an Psoriasis. Nur ein kleiner Teil ist in ärztlicher Behandlung. Viele Betroffene sind mit der aufwendigen und oft wenig wirksamen Behandlung unzufrieden und haben resigniert – oder wissen nicht einmal, dass sie Schuppenflechte haben. Patienten mit Psoriasis erfahren oft dramatische Veränderungen im Leben und ziehen sich je nach betroffener Hautregion mehr und mehr zurück.

Da es jetzt oral wirksame Therapien gibt, die viel einfacher zu handhaben sind und keine Laborkontrollen erfordern, lohnt es sich, zum Arzt zu gehen. Suchen Sie das Gespräch mit einem Hautarzt, der Sie über die aktuellen Therapiemöglichkeiten informiert.

Die Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft hat eine Kampagne mit dem Slogan «Gib nicht auf – Bekämpfe Psoriasis!» lanciert. Mit einem Online-Test können Sie herausfinden, wie zufrieden Sie mit Ihrer gegenwärtigen Lebenssituation sind. Neben einer allfälligen Empfehlung, einen Spezialisten aufzusuchen, hilft Ihnen die Webseite, einen Dermatologen oder Rheumatologen in Ihrer Nähe zu finden.

www.fightpsoriasis.ch