Impfen ist die neue Hoffnung gegen MS

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Die Vermutung, dass eine Virusinfektion Auslöser für MS sein könnte, bestand in Fachkreisen schon länger. Beispielsweise weiss man, dass Kinder und Jugendliche, die durch eine Epstein-Barr-Virus-Infektion an Pfeifferschen Drüsenfieber, EBV, erkranken, ein etwa zweifach erhöhtes Risiko haben, später MS zu entwickeln. Das Forschungsteam in Harvard um Alberto Ascherio konnte bereits in früheren kleineren Studien erste Belege für EBV als Faktor bei der Entstehung von MS sammeln. Mit den Daten von rund zehn Millionen Angehörigen des US-Militärs ist nun erstmals ein klarer Zusammenhang aufgezeigt worden.

Was bedeuten die Ergebnisse der Studie für MS-Patienten und Patientinnen?

PD Dr. Andreas Lutterotti und Prof. Adam Czaplinski vom Neurozentrum Bellevue in Zürich und der Neurologie Hirslanden: Die Studie stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Forschung zu den möglichen Ursachen der Multiplen Sklerose dar. Schon lange hat man vermutet, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus ein wichtiger Trigger in der Entstehung der MS sein kann. So war bereits bekannt, dass nahezu alle MS-Patienten eine Infektion mit EBV durchgemacht haben.

Was macht diese Studie so besonders?

Bei der Studie konnte man unter 10 Millionen Angehörigen des Militärs 900 Personen identifizieren, die später im Leben an MS erkrankt sind. An dieser Gruppe konnte man eindeutig verfolgen, dass die Infektion mit EBV, bis auf einen einzigen Fall, dem Beginn der Erkrankung vorausgegangen ist.

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Prof. Adam Czaplinski
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PD Dr. Andreas Lutterotti

 

 

 

 

 

 

Gibt es noch andere Risiko-Faktoren für MS?

Die Tatsache, dass zirka 95 Prozent der Bevölkerung eine EBV-Infektion durchmacht, zeigt, dass noch weitere Faktoren zur Entstehung der Erkrankung beitragen müssen. Einige davon sind noch nicht bekannt.

Machen die Ergebnisse dennoch Hoffnung für MS-Patienten?

Die Studie und das Wissen um die Bedeutung der EBV-Infektion fördern neue Ansätze in der Therapie von MS. Es könnten neuen Therapieansätze zielgerichtet gegen diesen auslösenden Faktor wirken, ohne das Immunsystem generell zu hemmen. Dadurch könnten Risiken und Nebenwirkungen von aktuellen Therapien reduziert werden. Zudem besteht die Hoffnung, mit einer Impfung gegen eine EBV-Infektion das Risiko für MS zu senken, im besten Fall komplett zu unterbinden. Hier könnten Impfungen eine wichtige Rolle spielen.

Könnte mit einer Impfung gegen EBV Multiple Sklerose tatsächlich verhindert werden?

Das ist sicher die grösste Hoffnung, die sich aus der Studie ergibt. Es gilt, jegliche Anstrengungen zu unternehmen, um eine EBV-Impfung zu entwickeln und den Kampf gegen MS noch vor ihrem Ausbruch zu beginnen.

Moderna startet Studie mit Epstein-Barr-Impfstoff

Dank der mRNA-Technologie rückt ein Impfstoff gegen EBV näher. Das US-Unternehmen Moderna startete eine Phase-1-Studie mit einem solchen Impfstoff-Kandidaten. Er soll potenziell vor der Erstinfektion schützen oder zumindest den Ausbruch des Pfeifferschen Drüsenfiebers verhindern.