Jetzt habe ich endlich Ruhe

Nach einem halben Jahrhundert Blasenentzündungen und unzähligen Antibiotika-Kuren fühlt sich Gerdina Bauer wie befreit. Eine Immunstimulation brachte die Wende.

Immunstimulation Blase

Ein Leben lang Blasenentzündungen. Seit frühester Jugend. «Schon als 14-Jährige brauchte ich immer Antibiotika, weil alles andere nichts half», sagt Gerdina Bauer, 65, aus Pfäffikon. Sie mag gar nicht daran denken, wie viele Antibiotika-Kuren es bis heute waren. Hundert oder sogar noch mehr? «Oft brauchte ich zwei oder drei verschiedene Antibiotika hintereinander, bis die Blasenentzündung weg war. Man sagte mir, ich sei bereits auf viele resistent.»

Die Symptome waren immer dieselben. Ein äusserst unangenehmer Druck auf der Blase und Brennen nach dem Wasserlösen. Und das eklige Gefühl, nach dem Toilettengang gleich nochmals zu müssen. Ein dauerndes Hin und Zurück. «Immer musste ich schauen, dass es in der Nähe eine Toilette hat. Und immer hatte ich Desinfektionstüchlein dabei.» Einschränken liess sie sich dennoch nicht.

Nach über einem halben Jahrhundert Blasenentzündungen und der dritten in diesem Jahr hatte Gerdina Bauer endgültig genug. Genug auch von den Säften, den Tabletten und den Hormonen, die allesamt nicht halfen. Sie hörte von einer Immunstimula­tion, die sehr gut wirke und fragte ihren Arzt. Das war die zündende Idee. «Seither habe ich endlich Ruhe. Es ist die totale Befreiung. Ich muss nicht mehr ständig mit der Angst leben, dass es wiederkommt. Ich habe ein anderes Leben.»

Die Immunstimulation gegen Blasenentzündungen

Die kurze Harnröhre sowie die enge Nachbarschaft von Anus und Urethra erhöhen bei der Frau das Risiko von Harnwegsinfektionen. Krankmachende E.-coli-Bakterien sind die häufigsten Erreger.

Bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt sind Antibiotika weder sinnvoll noch nötig. Im Gegenteil. Sie fördern die Entwicklung von Resistenzen. Sogar noch während einer Antibiotika-Therapie kann es zu einem neuen Infekt kommen. Die weltweite Zunahme von multiresistenten Keimen ist ein riesiges Problem. Der Anteil von Problemkeimen in Zürich betrug im Jahr 2005 noch 1,7 Prozent. 2012 waren es schon 4,3 Prozent. Eine Resistenz kann sich schon Wochen nach einer antibiotischen Behandlung entwickeln.

Spätestens, wenn es zu zwei Harnwegsinfektionen in den letzten sechs Monaten oder zu drei innerhalb eines Jahres gekommen ist, sollten Alternativen in Erwägung gezogen werden. Eine ausgezeichnete Möglichkeit ist die orale Immunstimulation. Dadurch wird die lokale Immunantwort der Harnwege verstärkt. Die Behandlung besteht aus hitzeabgetöteten und damit unschädlich gemachten E.-coli-Bakterien. Die Wirksubstanzen treten im Dünndarm mit den immunkompetenten Zellen in Kontakt, wodurch das Immunsystem stimuliert wird.

Die Überlegenheit dieser Therapie gegenüber Placebo ist in mehreren randomisierten, kontrollierten Studien gut belegt. In einer Untersuchung mit postmenopausalen Frauen zeigte sich eine Reduktion der Anzahl Harnwegsinfekte um 65 Prozent. Die orale Immunstimulation wird in den Guidelines der European Association of Urology bei Frauen mit rezidivierenden unkomplizierten Harnwegsinfektionen empfohlen. Die Empfehlung entspricht einem Level of evidence 1a. Das ist die höchste Stufe auf Basis methodisch hochwertiger randomisierter, kontrollierter wissenschaftlicher Studien.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 12.12.2019.

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