Vorab möchte ich Ihnen gratulieren. Es ist vorbildlich, dass Sie sich auch mit 88 Jahren noch um Ihre Intimhygiene kümmern. Sauberkeit im Intimbereich ist bis ins hohe Alter wichtig. Dennoch ist Vorsicht geboten. Die Haut am Penis ist sensibel. Waschen Sie sie sanft und nur einmal am Tag. Verfallen Sie keinesfalls einem Waschwahn aus Angst, Ihr Penis sei nicht sauber genug und könnte unangenehm riechen.
Kein altersabhängiges Phänomen
Jetzt zu Ihrer Frage. Sie schreiben, Ihre Vorhaut sei so eng, dass sie sich nicht über die Eichel zurückziehen lässt. Eine zu enge Vorhaut ist kein altersabhängiges Phänomen. Es kommt sogar schon bei Babys vor und kann ernsthafte Beschwerden machen, nicht nur aus hygienischer Sicht, sondern speziell dann, wenn das Wasserlassen behindert wird.
Die Vorhaut kann von Natur aus zu eng sein. Sie kann aber auch mit zunehmendem Alter schrumpfen. Versuchen Sie nicht, die Vorhaut mit Gewalt nach hinten zu ziehen. Das ist kontraproduktiv, denn durch das Reissen verursachen Sie kleinste Risse in der Haut. Diese Risse sind zwar unsichtbar, sie vernarben aber. Narbengewebe ist weniger elastisch als die natürliche Haut. Je mehr Narben entstehen, desto unelastischer wird die Vorhaut. Ein Teufelskreis beginnt.
Baden und befeuchten
Versuchen Sie es lieber mit Kamillen-Schwenkbädern. Sie können einen verdünnten Kamillenextrakt aus der Apotheke oder einen normalen Kamillentee nehmen, alles in einen Joghurtbecher füllen und Ihren Penis im lauwarmen Extrakt baden und schwenken. Sie können auch ein abgekühltes Kamillentee-Beutelchen verwenden und die Penisspitze damit waschen. Danach sanft trocken tupfen und mit einer Crème befeuchten. Am besten eine Crème ohne Duftstoffe und ohne Allergene. Es geht aber auch normales Öl oder Melkfett.
Schämen Sie sich nicht
Ich weiss, viele Männer schämen sich, mit einer zu engen Vorhaut zum Arzt zu gehen. Meistens, weil der Penis unangenehm riecht. Schämen Sie sich bitte nicht. Sie haben nichts falsch gemacht.
Kommt es wegen einer zu engen Vorhaut zu hygienischen Problemen und Entzündungen oder gar zu Behinderungen des Wasserlassens, hilft nur die Beschneidung. Sie wird auch im hohen Alter ambulant und in örtlicher Betäubung durchgeführt. Die Kosten werden in medizinisch indizierten Fällen von den Krankenkassen übernommen.
Abklärung beim Arzt Ihres Vertrauens
Bitte haben Sie aber Verständnis, dass eine Ferndiagnose unmöglich ist. Ich würde Ihnen raten, mit Ihrem Anliegen zum Hausarzt, zum Urologen oder zu einem Dermatologen Ihres Vertrauens zu gehen. Jedes Problem muss individuell abgeklärt und ebenso individuell behandelt werden.
Haben Sie Fragen?
Dr. med. Isabel Reilly
Fachärztin Urologie FMH, speziell operative Urologie
Tel. +41 52 624 45 45
E-Mail: [email protected]
