Keine Kompromisse bei rheumatoider Arthritis

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Ich leide seit 2014 an rheumatoider Arthritis, bekam hochdosiert Kortison und Methotrexat, konnte vor zwei Jahren wegen Beschwerdefreiheit aber komplett auf Medikamente verzichten. Nun habe ich wieder einen Arthritis-Schub. Mein Rheumatologe sieht leider nur den Weg zurück zu Methotrexat, was ich trotz guter Verträglichkeit nicht mehr möchte. Ich setze eher auf eine Behandlung aus der Komplementärmedizin. Meine Ernährung habe ich schon komplett auf gesund umgestellt. Es sollte doch eine Möglichkeit geben, sich kompetent von einer Fachperson, die nicht nur die Standard-Schulmedizin herbeizieht, umfassend beraten zu lassen. Was würden Sie mir raten? Oder wohin kann ich mich wenden?

Antwort vom Spezialarzt

Das sagt Dr. Rainer Klöti, Spezialarzt für Rheumatologie und Rehabilitation am Kantonsspital Baden AG und Medizinischen Zentrum Brugg AG:

«Sie leiden unter einer Erkrankung, die ein Eigenleben hat, in Schüben verlaufen kann und leider in vielen Fällen zu irreparablen Schäden an Gelenken führt. Dies zu verhindern, und zwar frühzeitig, ist das Behandlungsziel jedes Rheumatologen. Die medikamentöse Behandlung ist die wichtigste Säule der Therapie. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Methotrexat die erste und vielfach beste Wahl bei der Behandlung einer rheumatoiden Arthritis ist. Sie steht jedoch nicht allein. Physiotherapie und Bewegung sind feste Bestandteile, die notwendig sind, um die Beweglichkeit Ihrer Gelenke zu erhalten. Helfen können je nach Gelenk auch Ergo- und Wärmetherapie. Daneben gibt es auch eine Reihe weiterer wirksamer Medikamente, die je nach Schwere der Erkrankung eingesetzt werden, teils in Kombination mit Methotrexat. Ich empfehle Ihnen dringlich, die Behandlung gemäss Vorschlag ihres Rheumatologen wieder aufzunehmen, ihrer Gesundheit und speziell ihren Gelenken zu Liebe. Was einmal zerstört ist, kann nie wieder gutgemacht werden.

Alternativmedizin nur als Ergänzung

Aus alternativmedizinischer Sicht können Sie die medikamentöse Therapie ergänzen. Homöopathie oder Traditionelle chinesische Medizin TCM werden von einigen Patienten gerne genutzt. Beliebt ist auch die Kräuterheilkunde, um die Entzündungsaktivität des Körpers zu bremsen. Brennnessel und Teufelskralle wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Weihrauch hemmt die Entzündung ebenfalls. Das alles aber nur als Ergänzung zu den Medikamenten, niemals als alleinige Therapie.

Es gibt keine spezielle Rheumadiät

Und noch eine Bemerkung zur Ernährung. Es gibt keine Definition der gesunden Ernährung, ausser dass sie abwechslungsreich und ausgewogen sein muss. Eine spezielle Diät bei rheumatoider Arthritis gibt es auch nicht. Eine ausgewogene Ernährung kann die medikamentöse Behandlung unterstützen, wenn auch nicht ersetzen. Damit eine solche Ernährung durchgehalten wird, empfehle ich meinen Patienten, sich zu überlegen, was ihre Vorlieben sind, beispielsweise ‚ich liebe Früchte und Gemüse mehr als Brot und Fleisch’ oder ‘ich bevorzuge eine Ernährungsweise, die sich an regionalen Produkten orientiert’. Gehen Sie dann zu einer Ernährungsberaterin, die auf diese Wünsche eingehen und Ihnen Vor- und Nachteile erläutern kann.»

Dr Rainer Kloeti
Dr. med. Rainer Klöti