Langeweile ist gesund

Langeweile Bild: AdobeStock, Urheber: Cookie Studio 002

Die meisten denken wohl, Langeweile müsse man bekämpfen. Nichtstun sei etwas für Verlierer. Langeweile wird geringgeschätzt, da uns ständig weisgemacht wird, wir sollten unsere Zeit sinnvoll nutzen. „Nichts ist so unerträglich für den Menschen, als sich in einer vollkommenen Ruhe zu befinden, ohne Leidenschaft, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuung, ohne Beschäftigung“, schrieb der Naturwissenschaftler und Philosoph Blaise Pascal. „Er wird dann sein Nichts fühlen, seine Preisgegebenheit, seine Unzulänglichkeit, seine Abhängigkeit, seine Ohnmacht, seine Leere.“

Gut für Gehirn und Seele

Es gibt aber auch Denker, die der Langeweile etwas Positives, ja Konstruktives abgewinnen. Zum Problem werde Langeweile nur, weil sie vom modernen Menschen, der permanent unter Druck steht, abgewertet wird. Vielleicht ist ja Langeweile die intelligente Antwort auf ein überbordendes Angebot aus Spass, Dekadenz und Völlerei. Langeweile zu haben und Langeweile zuzulassen, ist in vielen Momenten das Beste für Gehirn und Seele.

Den Impulsen folgen

Nichts zu tun zu haben kann sehr entspannend sein und ungemein entschleunigen. Kein Plan, einfach den Impulsen folgen und tun, worauf man gerade Lust oder eben keine Lust hat. Einen ganzen Nachmittag lang den Garten beobachten oder auf einer Wiese liegen. Langeweile kann uns zum Nachdenken bringen und uns dazu auffordern, Entscheidungen zu treffen für eine sinnvolle Gestaltung unseres Lebens.

Wertschätzung für die Langeweile

Wenn wir die Kinder anschauen, erkennen wir, dass sie einen viel natürlicheren Umgang haben mit dem Herumhängen und dem Nichtstun. Sie haben eine Wertschätzung für die Langeweile, die verloren geht, sobald sie eingeschult und mit den unterschiedlichsten Aufgaben überbucht werden, von der Schule und vom Elternhaus.

Viele halten die Langeweile nicht einmal mehr für ein paar Augenblicke aus und füllen die Leere reflexartig mit dem ständigen Hantieren am Handy, mit Surfen durch virtuelle Welten etc. Doch auch so sehr sie darum bemüht sind, sich abzulenken und in der Flut an Informationen zu baden, Linderung bringt das alles letztendlich nicht. All die Aktionen führen uns zurück zum Punkt, dem wir entfliehen wollen. Irgendwann langweilt auch die künstliche Dauerbeschäftigung. Und am Ende fühlen wir uns durch die Überstimulation nur noch gestresst, leer und matt.

Schafft Klarheit und wirkt wie Kompass

Nichts tun und von nichts stimuliert zu werden, also sich zu langweilen, birgt etwas Grossartiges, nämlich die Konfrontation mit uns selbst. Allein der Gedanke, wieso man sich gerade langweilt, kann erhellend sein. Diese Selbstdiagnose bietet die einmalige Chance herauszufinden, was man braucht und was einem wirklich wichtig ist. Wenn wir die Langeweile zulassen, ja sie in gewissen Augenblicken sogar zelebrieren, entdecken wir, wer wir sind, was wir wollen und was nicht. Langeweile schafft Klarheit und wirkt wie ein Kompass.

Eine Pause machen

Machen Sie mal öfter eine Pause und schauen Sie aus dem Fenster oder gehen Sie in die Natur. Auch wenn solche Momente anfangs ungewohnt sind, befinden wir uns bereits in einem kreativen Prozess, der wichtig für unser Leben sein kann. Wer sich langweilt, schafft Platz im Kopf. Wer Langeweile nicht aufkommen lässt, sondern stets im Keim erstickt, blockiert seine Kreativität und verliert ein wichtiges Korrektiv im Hirn. Langeweile ist eines unserer wertvollsten Gefühle, auch wenn sie sich nicht so anfühlt.