Mein trockener Mund macht mich wahnsinnig

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Ich bin bald 80 Jahre alt und leide seit langer Zeit unter einem trockenen Mund. Das stört mich ungemein. Egal, was ich mache, ich denke immer daran. Und es wird immer schlimmer. Ich war schon bei ganz vielen Ärzten. Eine richtige Ursache findet niemand. Auch eine wirklich hilfreiche Behandlung hat mir noch niemand aufzeigen können. Oft werde ich fast wahnsinnig, so stark klebt alles in meinem Mund aneinander. Und beim Sprechen hören die anderen immer diese unsäglichen Schmatzgeräusche. Können Sie mir helfen? Ich wäre wahnsinnig froh. Sie können sich kaum vorstellen, wie stark mich das belastet.

Das sagt Dr. med. Jörg Klask, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten und Belegarzt in der Pallas Klinik Olten:

Jüngere Menschen leiden normalerweise nur vorübergehend an Mundtrockenheit. Im Alter, bei chronischen Krankheiten oder als Nebenwirkung von Medikamenten kann ein trockener Mund hingegen zum quälenden Symptom werden und erschwert das Sprechen, Kauen und Schlucken, wie das die Leserin treffend beschreibt. Zudem kommt es häufig zu Infektionen der Mundhöhle und des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates. Auch die Kariesanfälligkeit nimmt zu. Je länger jemand an Mundtrockenheit leidet, desto grösser wird der Leidensdruck und desto mehr wird das Problem zum bestimmenden Thema.

Dr_Klask_Joerg_020Medikamente sind eine häufige Ursache

Bei einem Gesunden beträgt die Speichelmenge rund eineinhalb Liter im Tag. Im Alter nimmt die Speichelproduktion deutlich ab. Eine häufige, weitere Ursache für einen Rückgang der Speichelproduktion sind Nebenwirkungen von Medikamenten. In Frage kommen unter anderem sogenannte Anticholinergica, wie sie zum Beispiel bei der überaktiven Blase, bei Harninkontinenz oder beim Morbus Parkinson eingesetzt werden. Eine weitere Medikamentengruppe, die Mundtrockenheit als Nebenwirkung haben können, sind wasserausscheidend wirkende Medikamente, sogenannte Diuretika, die bei Herzschwäche, Bluthochdruck, Ödemen, Leber- und Nierenschwäche eingesetzt werden. Als dritte häufige Medikamentengruppe können auch Psychopharmaka Mundtrockenheit auslösen. Liegt der Verdacht auf eine medikamentenbedingte belastende Mundtrockenheit vor, sollte in Absprache mit dem Arzt gegebenenfalls eine Auswechselung des betreffenden Medikaments durch eine andere Wirkstoffgruppe versucht werden. Übrigens können auch bestimmte Drogen wie Tetrahydrocannabiol Mundtrockenheit verursachen.

Weitere Ursachen können verschiedene Erkrankungen sein. In Betracht zu ziehen sind Speicheldrüsenentzündungen, die wiederum infektiös oder nicht-infektiös sein können. Akute eitrige Speicheldrüsenentzündungen können durch Bakterien, Viren oder auch durch Speichelsteine hervorgerufen werden. Nach einer Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich oder einer Radiojodtherapie kann eine strahlenbedingte Entzündung mit verminderter Speichelproduktion entstehen. Bakteriell bedingte Speicheldrüsenentzündungen lassen sich mit Antibiotika therapieren. Ansonsten kann man versuchen, mit entzündungshemmenden Medikamenten eine Linderung zu erzielen.

Saure Bonbons und Kaugummi als Therapie

Ausserdem können Erkrankungen des Immunsystems Mundtrockenheit auslösen. So führt das Sjögren-Syndrom zu Mundtrockenheit, da im Rahmen dieser Erkrankung Immunzellen das Speicheldrüsengewebe angreifen. Diese Krankheit führt oft auch zu entzündlichen Veränderungen an inneren Organen und am zentralen Nervensystem und betrifft wesentlich häufiger Frauen als Männer. Sie tritt meist nach den Wechseljahren auf. Die Hauptsymptome sind Mundtrockenheit und trockene Augen. Häufiger leiden die betroffenen Personen auch unter Müdigkeit und Erschöpfungssymptomen sowie Gelenkschmerzen oder Gelenkentzündungen. Die Diagnose lässt sich mit Blutuntersuchungen und/oder eine Gewebeprobe einer kleinen Speicheldrüse stellen. Die Therapie besteht in einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und speichelanregenden Mitteln – saure Bonbons, Kaugummi. Ausserdem können Speichelersatzmittel angewendet oder auch ein Therapieversuch mit speichelanregenden Medikamenten – Cholinergica – gemacht werden. In besonders schweren Fällen ist eine Therapie mit Cortison angezeigt. Zudem ist eine Untersuchung durch den Rheumatologen zu empfehlen.

Chronischer Stress mit einem ständig gesteigerten Sympathikotonus kann ebenso wie eine vermehrte Mundatmung beispielsweise wegen einer chronischen Nasenatmungsbehinderung infolge Nasenscheidewandverbiegung, chronischer Nasennebenhöhlenentzündung etc. zu Mundtrockenheit führen. Hier liegen die Therapieansätze im Stressabbau oder einer Verbesserung der Nasenluftpassage.

Vermeiden Sie Alkohol und Rauchen

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Mundtrockenheit sind symptomatisch, sofern die Ursache nicht beseitigt werden kann. Man sollte auf jeden Fall auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine genügend hohe Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen achten. Helfen können speichelanregende Nahrungsmittel wie Zitrone oder auch Kaugummi kauen. Zu vermeiden sind hoher Alkoholkonsum und Rauchen. Medikamentös existieren verschiedene Speichelersatzprodukte als Spray- oder Gel. Speichelanregend können Cholinergica wirken. Das sind Medikamente, die der Arzt verschreibt. Wichtig ist eine grosse Portion Geduld und Beharrlichkeit, um dieses verbreitete und sehr unangenehme Symptom gemeinsam mit dem Arzt zu lösen.

Weitere Informationen: www.pallas-kliniken.ch