Mit 84 onanieren

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Ein 84-jähriger Leser schreibt, er masturbiere sieben bis zehn Mal die Woche, und möchte wissen, ob das normal sei. Sexual- und Paartherapeut Henri Guttmann über das Tabu Selbstbefriedigung.

Masturbation, wichsen, onanieren oder sich einen runterholen… Die Selbstbefriedigung hat viele Namen und wird von den meisten Menschen mehr oder weniger häufig praktiziert.

Obwohl fast alle Menschen die Freuden des Berührens und Spielens mit sich selbst in den Anfängen der Pubertät kennenlernen, ist das Thema nach wie vor ein Tabu. Und es ranken sich die abenteuerlichsten Mythen um die Masturbation.

Henri GuttmannDie Kirche führte seit Ewigkeiten einen Kreuzzug gegen die Selbstbefriedigung. Mit dem Vorwurf der Sünde und abstrusen Behauptungen, dass man davon dumm würde, sorgte sie Jahrhunderte lang für Schuldgefühle beim Handanlegen an sich selbst. Auch in der Medizin glaubte man lange Zeit, dass Masturbation die Ursache sei für Tuberkulose, bis 1882 der Tuberkulosebazillus entdeckt wurde. Auch für Akne, Blindheit und Geisteskrankheiten machte man die Selbstbefriedigung verantwortlich. Dabei braucht man sich in keiner Weise zu schämen, wenn man sich ab und zu selbst befriedigt; und es gibt einige medizinische nachweisbare Gründe, es sich hie und da selbst zu besorgen.

Wer mit seinen Händen auf Entdeckungsreise geht und lernt, was seinem Körper Lust bereitet, weiss besser, was ihn sexuell anmacht. Wenn Sie schon nicht wissen, was Sie sexuell erregt, wie soll es dann Ihr Partner wissen? Wenn Sie mal herausgefunden haben, wie und wo Sie gerne berührt und gestreichelt werden möchten, können Sie es auch Ihrem Partner besser mitteilen. Das gilt natürlich sowohl für Frauen wie für Männer.

Mit zunehmendem Alter geht die Muskulatur naturgemäss zurück- leider auch unter der Gürtellinie. Regelmässiger Sex und Selbstbefriedigung können vorbeugend wirken. Dadurch wird die Beckenbodenmuskulatur trainiert – und das hilft, Erektionsstörungen und Inkontinenzprobleme in späteren Lebensjahren verhindern.

Mythen rund um die Selbstbefriedigung:

Nur Jugendliche befriedigen sich selbst

Studien haben ergeben, dass zwischen 80 und 95 Prozent aller Erwachsenen sich von Zeit zu Zeit selbst befriedigen. Jugendliche masturbieren zwar mehr als Menschen im höheren Alter, aber es gibt keine Altersgrenze nach oben.

Masturbation ist kein richtiger Sex

Das stimmt nicht. Da es dabei sowohl zu sexueller Erregung als auch zu einem Orgasmus kommt, gilt Selbstbefriedigung durchaus als eigenständige Sexualpraktik. Die heutige Meinung der Paar- und-Sexualtherapeuten ist, dass Selbstbefriedigung eine eigenständige Form der Sexualität darstellt, insbesondere auch innerhalb einer sexuell befriedigenden und gut funktionierenden Partnerschaft.

Nur Männer befriedigen sich selbst

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil der Männer bei der Selbstbefriedigung tatsächlich höher ist als bei Frauen. Dennoch ist Masturbation auch bei Frauen eine beliebte Sexualpraktik, allerdings reden sie nur ungern darüber.

Tipp für’s ganz private Kopfkino

Erfinden Sie Sexpartner, überlegen Sie sich Situationen, die Sie erregend finden. Keine Tabus! In Ihrem persönlichen Film ist alles erlaubt, was Sie in Ihrem wirklichen Leben nicht tun würden. Wichtig ist: Ihre Fantasien gehören nur Ihnen und am besten behalten Sie diese ganz für sich selbst. Ihr Partner könnte sich dadurch gekränkt und verletzt fühlen. www.henri-guttmann.ch

 

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Unser Tipp: das Spiel „Liebesgeflüster“ 

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