Mit dem Tinnitus Frieden schliessen

Tinnitus neu

Man sieht ihnen nichts an, und niemand  ausser sie selber kann ihre Geräusche hören. Und dennoch gibt es Patienten, die Tag und Nacht ein solches Geräusch hören und daran leiden. Wer Ohrgeräusche nicht aus eigener Erfahrung kennt, kann kaum verstehen, weshalb ein solches Leiden Menschen in die schiere Verzweiflung führen kann.

Tinnitus kommt von lateinisch «tinnire», was klingeln bedeutet. Damit wird jede Art von Ohrgeräusch oder Kopfgeräusch bezeichnet. Die Geräusche werden ganz unterschiedlich beschrieben, als Brummen, Pfeifen, Zischen, Rauschen; die Geräusche können tief-, mittel-, hochfrequent oder kombiniert sein.

Schon die Babylonier kannten dieses Phänomen. Acht Prozent der Bevölkerung haben irgendwann einmal Bekanntschaft mit Tinnitus gemacht. Vier Prozent leiden dauernd darunter, ein Prozent ist in schwerem Ausmass betroffen.

Genauere Ursache meist nicht feststellbar

Sehr häufig liegt eine Schädigung des Innenohrs vor. In den meisten Fällen ist eine genauere Ursache nicht festzustellen, ausgelöst werden kann Tinnitus auch durch akuten oder chronischen Lärm – dazu zählt auch lautes Musikhören in Discos, mit iPods und MP3-Playern – Hörsturz, Virusinfektionen oder Morbus Menière.

Akuter Tinnitus kann sich von selbst wieder zurückbilden. Bei chronischem Tinnitus ist eine dauerhafte Heilung im Sinne eines Ausschaltens des Tinnitus bisher meistens nicht möglich – weder durch durchblutungsfördernde Medikamente, Sauerstoffüberdruckbehandlung noch durch alternative Heilverfahren wie beispielsweise Akupunktur. Dennoch kommen die Tinnituspatienten nur sehr schwer vom Gedanken los, es müsse irgendeine Therapie geben, die sie von ihrem Geräusch befreit. Wie stark jemand unter Tinnitus leidet, hängt von verschieden Faktoren ab. Viele Patienten haben noch andere Behinderungen wie Schwindel, Schwerhörigkeit, Schlaflosigkeit oder Depressionen.

Gründliche Abklärung durch Facharzt

Tinnitus muss gründlich von einem Facharzt abgeklärt werden. Er weiss auch, welche Therapien allenfalls am erfolgversprechendsten sind. Zudem steht die Schweizerische Tinnitusliga mit ihren Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Für die Betroffenen ist es wichtig zu wissen, dass der Tinnitus in den allermeisten Fällen kein Anzeichen einer bedrohlichen Krankheit ist.

Frieden schliessen mit dem Tinnitus. Das klingt unmöglich. Und dennoch ist es der einzige Weg. Der ewige Kampf gegen den Tinnitus führt auf Dauer nur in die totale Erschöpfung. Dem Plagegeist einen Namen, eine Gestalt geben. Ihn malen, zuerst in den düstersten Farben. Mit dem Tinnitus reden, ihm die Meinung sagen, ihn beschimpfen. Die Farben werden sich ändern, die Wortwahl auch. Wer sich mit seinem Tinnitus auseinandersetzt, anstatt ihn um jeden Preis loswerden zu wollen, kann sich ganz allmählich mit ihm versöhnen und ihn als Teil seiner selbst akzeptieren. Der Weg ist nicht einfach. Oft ist er lange und mühsam. Auch Rückschläge gehören dazu.

Zuwendung verweigern

Nehmen Sie es, wie es kommt. Nur machen Sie etwas nicht: Schenken Sie dem Tinnitus nicht mehr Ihre ganze Aufmerksamkeit. Verweigern Sie dem Tinnitus mehr und mehr Ihre Zuwendung. So bekämpfen Sie nicht mehr den eigentlichen Tinnitus, was ohnehin sinnlos ist, sondern seine negative oder oftmals sogar katastrophisierende Wahrnehmung. Je mehr Sie Ihre Aufmerksamkeit vom Tinnitus weg und hin zu den vielen schönen Dingen in Ihrem Leben verlagern und genau dort all Ihre Energie investieren, wird der Tinnitus seinen Platz im Zentrum Ihres Lebens verlieren und mehr und mehr an den Rand gedrängt. Los werden Sie den Tinnitus dadurch wohl nie. Aber Sie werden ihn vielleicht sogar vergessen, nicht immer, aber immer öfter.

www.tinnitus-liga.ch