Das zeigen die neusten Daten von über 28 000 Patienten eines europaweiten Registers, mit dem die Schlaganfall-Prophylaxe bei Vorhofflimmern untersucht wird. Seit 2009 untersucht das internationale Register in 35 Ländern, wie die Empfehlungen zur Vermeidung von Thrombosen und Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern im Alltag umgesetzt werden. Eine schlechte Umsetzung bedeutet eine deutliche Erhöhung des Schlaganfallrisikos und der Sterblichkeit. Bei einer Vielzahl der Patienten mit Vorhofflimmern besteht immer noch eine Unterversorgung. Brisant: Es sind zu einem grossen Teil auch Patienten mit einem hohen Schlaganfallrisiko betroffen. Aus Angst vor Blutungen werden oft weniger geeignete Medikamente oder gar keine eingesetzt.
Häufigste Herzrhythmusstörung
Privatdozent Dr. med. Jan Steffel, Leitender Arzt Kardiologie/Rhythmologie am Universitären Herzzentrum Zürich, kennt die Daten und bestätigt die Fehl- oder Unterversorgung von einem beträchtlichen Teil der Patienten mit Vorhofflimmern, was die Blutverdünnung anbelangt. Zur Erinnerung: Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und geht mit einer massiven Erhöhung des Schlaganfallrisikos einher, vor allem von schweren und sogar tödlichen.
Neue Blutverdünner alten überlegen
Für die Unterversorgung macht PD Dr. Steffel verschiedene Gründe verantwortlich. Einerseits hätten Ärzte grundsätzlich Angst, dem Patienten Schaden zuzufügen, zum Beispiel durch eine Blutung wegen der Blutverdünnung. Andererseits werde ein Schlaganfall oft als «natürlicher Verlauf» der Erkrankung abgetan. Weiter sehe man den Erfolg eines verhinderten Schlaganfalls durch die Blutverdünnung nicht direkt, im Gegensatz zum Misserfolg, der Blutung. Bei den Medikamenten würden noch allzu oft die alten Blutverdünner eingesetzt, die neuen noch zu selten. «Heute gibt es nicht nur Daten aus den grossen Studien, sondern auch sorgfältig gesammelte Erfahrungen aus der täglichen Praxis, welche zeigen, dass die neuen den alten Blutverdünnern klar überlegen sind, vor allem bezüglich Sicherheit.» Das Fazit von Dr. Steffel: «Insbesondere das deutlich reduzierte Risiko für eine Hirnblutung sollte hoffentlich dazu führen, dass Patienten mit Vorhofflimmern konsequent und nach den neusten Kriterien vor Schlaganfällen geschützt werden.»