Schimmelpilze – Warten kommt teuer zu stehen

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Wo es im Haus feucht ist, bildet sich früher oder später Schimmel. Wichtig ist frühzeitiges und vor allem korrektes Handeln.

Probleme mit der Feuchtigkeit treten in der Schweiz in jedem vierten bis fünften Haushalt auf. Die Verunsicherung bei den Betroffenen ist meistens gross. Nicht ganz zu Unrecht. Denn Schimmel in Wohnräumen kann beträchtliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben und auch dem Gebäude schaden.

Schimmel ist ein Sammelbegriff für verschiedene Mikropilze. Sie vermehren sich nur, wo es feucht ist. In der Natur zersetzen sie Pflanzenbestandteile und tragen so zur Humusbildung bei. Besonders auffällig ist ihre Kraft, sich zu vermehren. Sie sind nicht nur von Auge zu erkennen, sondern auch an ihrem durchdringenden, muffigen Kellergeruch. Zudem sind sie äusserst widerstandsfähig und Meister in Sachen Flugtüchtigkeit. Sie legen grösste Distanzen zurück und gelangen sogar ins Weltall. Kein Wunder, sind Schimmelpilzsporen nicht nur im Boden, sondern auch in der Land- und Stadtluft allgegenwärtig. Schimmelpilzsporen gelangen ganz automatisch in alle Wohnräume. Das ist nicht weiter problematisch, es sei denn, sie treffen auf feuchte Materialien.

In Innenräumen gibt es aus verschiedenen Gründen feuchte Stellen. Schlagregen, defekte Dachabdeckungen, Mauerrisse, aufsteigende Feuchtigkeit entlang von Mauern, kaputte Wasserleitungen usw. Daneben ist das subtile Zusammenspiel zwischen Raumluftfeuchtigkeit und der Temperatur auf der Oberfläche von Materialien von grosser Bedeutung. Bleibt an kühlen Wänden die Feuchtigkeit über längere Zeit bestehen, ist ein Schimmelpilzproblem unvermeidlich. Für das Schimmelpilzwachstum ist demnach weniger die Luftfeuchtigkeit im Raum entscheidend als vielmehr die Feuchtigkeit auf den Oberflächen der Materialien. Besonders gern haben Schimmelpilze Papier, Karton und Tapeten oder Span- und Holzfaserplatten. Beliebt sind auch Farben und Klebstoffe. Organische Materialien wie Nahrungsmittel und Leder sind empfindlicher gegenüber Pilzbefall als mineralische wie Steinplatten, Keramik oder Glas. Aber bereits leichte Verschmutzung dieser an und für sich ungeniessbaren Oberflächen durch Hausstaub oder Zigarettenrauch genügt, um die bescheidenen Nahrungsansprüche dieser Pilze zu befriedigen.

Schimmelbewuchs auf der Innenseite von kühlen Aussenwänden ist besonders häufig. In der Hitliste der Zimmer rangieren Badezimmer und Küchen zuoberst. Beim Duschen, Kochen und Befeuchten entsteht viel Feuchtigkeit. Kann sie über längere Zeit nicht entweichen, bildet sich an kühleren Stellen wie Fenstern, Fensterrahmen und Aussenwänden Schimmel. Nicht immer hat der Bewohner zu wenig gelüftet. Auch defekte Abluftanlagen, verschmutzte Dampfabzüge, sehr kleine Fenster oder reine Kippfenster können der Grund für ungenügende Lüftung sein. Auch Schlafzimmer werden vom Schimmel versehrt, weil diese oft kühl sind und nachts durchs Atmen und Schwitzen über einen langen Zeitraum viel Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Wohnungen im Erdgeschoss sind im Allgemeinen stärker gefährdet als jene in höheren Stockwerken. Das liegt an der aufsteigenden Bodenfeuchte und von aussen eindringendem Wasser. Doch auch die kühleren und dem Regen exponierten Hausseiten im Nordwesten und Westen neigen im Gebäudeinneren häufiger zu Schimmelbefall.

Wohn- und Kellerräume sind zwei unterschiedliche Dinge. Zwar ist ihnen eine zu hohe Feuchtigkeit gemeinsam. Feuchte Wohn- und Kellerräume beruhen aber meist auf unterschiedlichen Problemen. In Wohnräumen verschärfen sich Feuchtigkeitsprobleme meistens im Herbst und Winter. Anders verhält sich die Situation in Kellern. Für sie ist der Sommer eine ungünstige Jahreszeit. Gelangt beim Lüften warme und feuchte Sommerluft in den Keller, kühlt sie ab und wird noch feuchter. An den kühlen Kellerwänden steigt dadurch die Gefahr für Schimmelbewuchs.

Mit der Verschimmelung nehmen auch die Gesundheitsrisiken zu. Neben Allergien der oberen und unteren Atemwege sowie der Lungenbläschen können auch Reizungen an Augen, Haut und Atemwegen auftreten. Wegen ihres durchdringenden Geruchs können Schimmelpilze das Wohlbefinden beeinträchtigen und nicht zuletzt stehen sie auch im Verdacht, Wegbereiter für Erkältungen zu sein.

Leiden Personen unter bestimmten Vorerkrankungen, sind Schimmelpilze ein zusätzliches Risiko. So steigt bei schwerem, chronischem Asthma oder zystischer Fibrose das Risiko für eine gefährliche allergische Lungenerkrankung, ABPA, die allergische bronchopulmonale Aspergillose. Ausserdem können Patienten mit geschwächtem Immunsystem wie Transplantations-, Aids- und Krebspatienten an lebensbedrohlichen Schimmelpilz- und bakteriellen Infektionen erkranken. Für gesunde Personen sind innere Infektionen jedoch kein Thema.

Wie geht man als Mieter, Besitzer oder Verwalter von Wohnräumen bei Schimmelbewuchs vor? Zuerst einmal: Vorsicht bei der Sanierung! Wird sie nicht korrekt ausgeführt, kommt es zu gesundheitlichen Belastungen. Denn häufig fehlen sowohl bei den Auftraggebern als auch bei kleineren Maler- und Gipserunternehmen die Kenntnisse, wie fachgerecht saniert wird.

Finden sich lediglich Spuren von oberflächlichem Schimmelbewuchs an einer Stelle in nur einem Raum, besteht kein Grund zur Sorge. Melden Sie aber dennoch das Feuchte- und Schimmelproblem dem Vermieter. Die Schimmelspuren können ohne gesundheitliche Bedenken mit Wasser- und handelsüblichem Haushaltreiniger selber entfernt werden. Allenfalls kann man die Stelle anschliessend mit Javel-Wasser oder 70- bis 80-prozentigem Ethylalkohol desinfizieren. Die Stellen sollte man weiter beobachten. Um die Schimmelspuren langfristig zu beseitigen, muss man die Ursache für die erhöhte Feuchtigkeit klären und beheben lassen. Wird das nicht frühzeitig gemacht, können die Kosten massiv steigen.

Ist der Schimmelbefall grösser oder tritt er sogar in mehreren Räumen auf, muss gehandelt werden. Melden Sie das Problem umgehend dem Vermieter oder Verwalter. Andernfalls können Sie für Folgeschäden haftbar gemacht werden. Am besten beschreiben oder fotografieren Sie den Schaden und verschicken den Befund mit einem eingeschriebenen Brief. Für alle weiteren Abklärungen und eine fachgerechte Sanierung ist der Vermieter oder Verwalter zuständig. Dazu gehören die Eruierung der Ursache und die vollständige Entfernung des Schimmels und Entfeuchtung des Raumes. Lüften Sie häufig. Nehmen Sie Entfeuchtungsgeräte keinesfalls vor der Beseitigung des Schimmels in Betrieb. Gefährdete Personen sollten mit ihrem Arzt Kontakt aufnehmen.

Räume mit starkem Schimmelbewuchs sollten von anderen Räumen abgetrennt und nicht mehr benutzt werden. Besondere Vorsicht empfiehlt sich bei Schlaf- und Kinderzimmern. Nach einer Schimmelsanierung ist es wichtig, die Bewohner sachlich und ohne Schuldzuweisungen über geeignete Verhaltensmassnahmen zu informieren.

Bei Schimmelpilzsanierungen kann die Belastung mit Pilzbestandteilen während der Sanierung um das 1000- bis 10 000-fache steigen. Damit weder die Sanierer noch die Bewohner gefährdet sind, müssen, gemäss Suva und dem Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmerverband, Schutzmassnahmen getroffen werden.

Von der Verwendung von Innenfarben und Putze gegen Schimmelpilze in Wohn- und Aufenthaltsräumen raten das Bundesamt für Gesundheit und die Verbände ab, da die langfristigen Risiken für die Bewohner schwer abschätzbar sind. Heimwerker, die Antischimmelmittel dennoch verwenden, sollen die Kennzeichnung auf den Behältern beachten und sich mit Schutzbrille, Atemschutzmaske und langärmliger Kleidung schützen. Auf jeden Fall ersetzen Antischimmelmittel keine Sanierung.

Dem Schimmel keine Chance

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt als Faustregel während der Heizperiode eine relative Luftfeuchtigkeit von 30 bis 50 Prozent. An sehr kalten Tagen sollte sie nicht über 40 Prozent liegen. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich verringern, indem man häufiger lüftet und weniger Feuchte produziert. Besonders in kritischen Wohnungen muss man auf eine geringe Feuchtigkeitsproduktion achten. Vermeiden Sie es deshalb, in Wohnräumen mit Feuchtigkeitsproblemen Wäsche zu trocknen oder gar Luftbefeuchter in Betrieb zu nehmen.

Wie lüftet man richtig? Als Faustregel gilt: Mindestens drei Mal am Tag alle Fenster und Türen während fünf bis zehn Minuten öffnen und mit Durchzug lüften. Wer tagsüber nicht zu Hause ist, kann dies am Morgen, beim Nachhausekommen und vor dem Zubettgehen machen. In älteren Gebäuden mit neuen Fenstern und schlechter Isolation sollte man häufiger lüften. Das gilt auch für Wohnungen, in denen viele Personen auf engem Raum leben. Beschlagene Fenster sind ein Zeichen für eine deutlich zu hohe Luftfeuchtigkeit. Dauerlüften durch geöffnete Kippfenster sollte man während der Heizperiode vermeiden.

Und wie geht richtiges Heizen? Ältere, billig gebaute Gebäude aus den 60er und 70er Jahren mit kühlen, schlecht isolierten Wänden sind besonders heikel. Dort sollte man den Heizbeginn nicht hinauszögern, sondern die Raumtemperatur um 20 Grad einregulieren. Demgegenüber ist in gut isolierten und belüfteten Gebäuden ein Absinken der Raumtemperatur zum Beispiel in Schlafzimmern auf 18 Grad unproblematisch.

Auch das Möblieren will gelernt sein. Vorhänge und Möbel können die Luftzirkulation einschränken und Schimmelbewuchs begünstigen. Zwischen Möbeln und Aussenwänden empfiehlt sich deshalb, einen Abstand von zehn Zentimetern einzuhalten. Auch sollte man grosse Möbel wie Schränke oder Wohnwände besser nicht an kühle Aussenwände oder in kühle Aussenwandecken stellen. Bei kühlen Fenster-überlaibungen sollte man auf Vorhänge verzichten.

Vor einer Fenstersanierung oder einer anderen Abdichtungsmassnahme empfiehlt es sich, die Situation durch einen Bauphysiker oder Lüftungsplaner beurteilen zu lassen. Nur so kann man sicher sein, dass nicht ein bis zwei Jahre später Schimmelbewuchs auftritt. Sanitärfugendichtungen muss man rechtzeitig erneuern. Nach einigen Jahren verliert das Dichtungsmaterial an Elastizität und schrumpft. Dadurch löst es sich vom Bade- und Duschwannenrand und Wasser kann in tiefere Schichten eindringen.

Broschüre: «Schimmelpilzsanierungen in Innenräumen», www.suva.ch/waswo

Weitere Infos: www.wohngifte.admin.ch