Schluss mit Atemnot

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Es ist die unterschätzte Volkskrankheit schlechthin, rund fünf Prozent der Erwachsenen leiden daran. Das sind über 400 000 Menschen. Die vier harmlos klingenden Buchstaben COPD stehen für den englischen Begriff «Chronic Obstructive Pulmonary Disease». Die unheilbare Lungenkrankheit engt die Luftwege mehr und mehr ein und beeinträchtigt den ganzen Körper. Raucherlunge nennt man sie im Volksmund, weil in rund 80 Prozent der Fälle Rauchen die Ursache ist; dabei zählt auch starker Passivrauch. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass in den Jahren 2020 bis 2030 COPD nach Herz-Kreislauf-Krankheiten und Hirnschlag die dritthäufigste Todesursache weltweit sein wird.

Die Früherkennung spielt eine zentrale Rolle

Die Krankheit entwickelt sich schleichend und bleibt meist lange Zeit unentdeckt. Man schätzt, dass rund die Hälfte der Fälle nicht erkannt und daher auch nicht behandelt wird. Die Betroffenen haben am Anfang oft nur am Morgen Husten mit Auswurf und Atemnot bei körperlichen Anstrengungen. Wird dann endlich einmal die Diagnose gestellt, ist die Krankheit häufig schon weit fortgeschritten.

Dabei spielt die Früherkennung eine zentrale Rolle: Je früher die Diagnose, desto effektiver ist im Anschluss die Therapie, heisst es in den neusten Empfehlungen für Hausärztinnen und Hausärzte der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie und der Lungenliga Schweiz klipp und klar. Doch die Realität sieht anders aus. In der Medical Tribune, einer der meist gelesenen Ärztezeitungen der Schweiz, redet Prof. Jörg Leuppi, Chefarzt der Medizinischen Universitätsklinik Kantonsspital Baselland und Präsident der Lungenliga beider Basel, Klartext: «Die nicht-medikamentösen Massnahmen und insbesondere die pulmonale Rehabilitation kommen viel zu wenig zum Einsatz.» Auf Deutsch: Die meisten Betroffenen erhalten oft nur Medikamente, absolvieren aber kein körperliches Training, obwohl dies für eine wirksame Behandlung der COPD unabdingbar ist. Zweiter Kritikpunkt: Es findet eine massive Überbehandlung mit Cortison-haltigen Sprays statt, obwohl diese gemäss den Behandlungsrichtlinien nur in schweren Fällen der COPD etwas bringen.

Die Verwendung von Cortison ist zweitrangig

Neue Studien zeigen denn auch, dass die Verwendung von Cortison zweitrangig ist, und dass die Patienten am meisten profitieren, wenn man zwei bronchienerweiternde Mittel miteinander kombiniert, die sich wirkungsvoll ergänzen. Wenn ein bronchienerweiterndes Medikament nicht ausreicht, gibt es heutzutage die Möglichkeit, beide in ihrer Wirkung sich ergänzenden bronchienerweiternden Medikamente als fixe Kombination einmal pro Tag einzusetzen. «Diese kombinierte Inhalation wird duale Bronchodilatation genannt», erklärt Prof. Leuppi.

Eine erfolgreiche Behandlung der COPD steht und fällt damit, wie sich Exazerbationen in den Griff bekommen oder noch besser verhindern lassen. Denn klar ist, dass sich der gesundheitliche Zustand von Patienten mit häufigen Exazerbationen rasch verschlechtert. Exazerbationen wirken sich extrem negativ auf den Gesundheitszustand aus. Wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, erreichen die Patienten häufig nie wieder die Leistungsfähigkeit von vorher.

Die Schlussfolgerung ist klar. Prof. Leuppi: «Angesichts der immensen Tragweite der COPD und des therapeutischen Fortschrittes sollte diese Krankheit in Zukunft viel früher und konsequenter behandelt werden. Auf keinen Fall sollte man einfach warten, bis ernste Symptome auftreten, um dann eine teure Diagnostik und Therapie machen zu müssen. Diese Nachlässigkeit ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Kosten für die COPD massiv steigen. Dabei ist die COPD eine vermeidbare und behandelbare Krankheit.»

Machen Sie den Selbsttest

Wie ausgeprägt ist Ihre Atemnot? Machen Sie den Selbstcheck. Ab Grad 2 und höher sollten Sie mit dem Arzt Ihre Therapie überprüfen und womöglich anpassen.

  • Grad O: Ich habe nie Atemnot, ausser bei starker Anstrengung.
  • Grad 1:  Ich habe beim schnellen Gehen oder beim Bergaufgehen bei einer leichten Steigung Atemnot.
  • Grad 2:  Ich gehe beim Gehen in der Ebene wegen Atemnot langsamer als Gleichaltrige oder benötige bei selbst gewählter Geschwindigkeit Pausen.
  • Grad 3:  Ich benötige beim Gehen in der Ebene nach circa 100 Metern oder nach einigen Minuten wegen
    Atemnot eine Pause.
  • Grad 4:  Ich bin zu kurzatmig, um das Haus zu verlassen, oder habe Atemnot beim An- und Ausziehen.