Endlich schmerzfrei. Dr. Michael Hartmann und Dr. Andreas Bätscher über eine neue Behandlungsmethode bei chronischen Schmerzen nach Operationen oder Unfällen.
Die Verzweiflung von Patienten mit chronischen Schmerzen ist gross. Die Suche nach einem Arzt, der ihnen helfen kann, gleicht einer Odyssee. Das gilt besonders für Menschen mit einem komplexen regionalen Schmerzsyndrom oder – um den früheren Begriff zu gebrauchen – Morbus Sudeck. Und es werden immer mehr. Das Syndrom tritt hauptsächlich nach Verletzungen, Knochenbrüchen oder Operationen an den Extremitäten auf, seltener nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Verletzung kann unter Umständen so geringfügig sein, dass der Patient sich nicht einmal mehr daran erinnert. Infolge der Verletzung kommt es zu einer Fehlregulation des Nervensystems, die den normalen Heilungsverlauf blockiert.
Leitsymptom sind unverhältnismässig starke oder unverhältnismässig lang andauernde Schmerzen in Ruhe mit zum Teil brennendem Charakter und einer stark erhöhten Schmerzempfindlichkeit auf blosse Berührung. Typischerweise leiden die Betroffenen auch an motorischen Störungen wie Muskelschwäche, Zittern und Muskelkrämpfen. Im Anfangsstadium der Krankheit kommt es zu Rötungen, Schwellungen und Überwärmung der Haut mit erhöhter Neigung zum Schwitzen. Fortgeschrittene Symptome sind Osteoporose und Gelenkversteifung sowie Muskelschwund an der betroffenen Extremität. Der Krankheitsverlauf ist sehr unterschiedlich. Es gibt milde Formen, aber auch so gravierende, dass ein normales Leben unmöglich ist und ein Verlust des Arbeitsplatzes droht. Tragisch ist, dass die Schmerzen oft als psychisch bedingt abgetan werden und von den Betroffenen erwartet wird, sie mit der Zeit zu überwinden, denn eigentlich fehle ihnen ja nichts. Kommt dazu, dass viele Versicherungen die Patienten sich selber überlassen und nach Möglichkeit die Kostenübernahme für Behandlungen verzögern oder sogar verweigern.
Die Behandlung des komplexen regionalen Schmerzsyndroms ist schwierig und für Ärzte und Patienten oft frustrierend. Herkömmliche Behandlungsformen inklusive Medikamente haben nur einen sehr beschränkten oder gar keinen Nutzen. Wärme- und Kälteanwendungen sowie passive Bewegung verschlimmern das Leiden. Einzig aktive, sehr moderate Bewegung kann einen gewissen lindernden Effekt haben.
Seit Kurzem gibt es in führenden Schmerzzentren eine neue Behandlungsform, die Spinalganglien-Stimulation. Dass man mit elektrischer Stimulation eine Schmerzlinderung erreichen kann, ist schon lange bekannt. Mit der bisherigen Methode stiess man jedoch an Grenzen. Mit der neuen Methode lassen sich die betroffenen Nervenwurzeln viel gezielter stimulieren und vor allem auch dauerhaft behandeln. Vor dem Eingriff lässt sich mit einfachen, ambulant durchführbaren Tests herausfinden, welche Patienten davon profitieren können.
Der Spinalkanal, der innerhalb der Wirbelsäule verläuft, wird punktiert. Über eine Nadel wird eine Sonde direkt an die betroffenen Nervenwurzeln gebracht. In einem zweiten Schritt wird ein Schrittmacher implantiert. Die Patienten spüren das kleine Gerät kaum, das sich unter der Haut oberhalb der Pobacke oder in der Bauchdecke befindet. Sie können über eine Fernbedienung den Schrittmacher regeln und so ihre individuelle Intensität der Schmerzunterdrückung selbständig bestimmen.
Die Erfahrungen mit der Spinalganglien-Stimulation bei Patienten mit chronischen Schmerzen an Armen und Beinen oder auch in der Leistenregion sind ausgezeichnet. Die Spinalganglion-Stimulation ermöglicht eine effektive Behandlung der Extremitäten, besonders der die Hand bzw. den Fuss versorgenden Nervenwurzeln. Studien zeigen eine deutliche Besserung der Schmerzsymptomatik und massive Kosteneinsparungen. Es lohnt sich also, wenn Patienten mit einem komplexen regionalen Schmerzsyndrom sich eingehend informieren und eine wirksame Behandlung einfordern. Und die Hausärzte tun gut daran, ihre Patienten rechtzeitig an ein erfahrenes Schmerzzentrum zu überweisen, um unnötiges Leiden, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung zu vermeiden.
Bild: Spinalganglien-Neurostimulation: Minimal-interventionell durch Nadelpunktion des Wirbelkanals eingelegte Elektrode zum Spinalganglion (Nervenwurzel) C8 links zwischen 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel bei 31-jährigem Patienten mit CRPS der linken Hand. Seit Implantation der Elektrode ist der Patient beschwerdenfrei.
Das Spinalganglion
Bei der Schmerzbekämpfung steht das Spinalganglion seit vielen Jahren im Mittelpunkt. Das Spinalganglion kann Schmerzsignale regulieren, bevor sie an das Rückenmark und weiter an das Gehirn geleitet werden. Das Spinalganglion funktioniert wie eine Ampel. Durch die Stimulation des Spinalganglions kann die Ampel auf Rot geschaltet werden, so dass Schmerzsignale gestoppt werden und nicht zum Gehirn gelangen. Diese Stimulation bewirkt ein angenehmes Kribbeln oder sogar Schmerzfreiheit. Die klinische Forschung hat gezeigt, dass mittels Spinalganglion-Stimulation auch Schmerzen in bisher schwer zu erreichenden Bereichen, wie Unterschenkel und Fuss, gelindert werden können.
Die Schmerzklinik Zürich
Modernste Abklärung und multimodale Behandlung von chronischen Schmerzen, seien es Rücken- oder Kopfschmerzen, Schmerzsyndrome nach Unfällen oder Operationen oder Fibromyalgie: Das bietet die Schmerzklinik Zürich unter einem Dach. Es erwartet Sie ein empathisches Team mit einem grossen Herz für Menschen mit Schmerzen.
Schmerzklinik Zürich
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