Selbständigkeit gibt es nicht gratis

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In den modernen Industriegesellschaften ist der Begriff des Alters eng mit dem Austritt aus dem Erwerbsleben beziehungsweise dem Eintritt in einen Ruhestand verknüpft. Voraussetzung war eine soziale Altersversicherung. Die Übernahme der Alterssicherung durch den Sozialstaat führte auch zur Entpflichtung traditioneller, privater Sicherungssysteme, besonders der Angehörigen, die sich dadurch den modernen Arbeitsmärkten leichter anpassen können. Das erste Land der Welt, in dem die gesetzliche Rentenversicherung eingeführt wurde, war 1889 das Deutsche Kaiserreich. Viele weitere folgten, darunter Österreich (1906) und die Schweiz (1948).

In unserer Zeit wird Alter sehr gegensätzlich erlebt. Einerseits gibt es einen noch nie dagewesenen Jugendwahn. Andererseits spricht man von der goldenen Generation und von Best Agers. Das Defizitmodell, nachdem es ab dem 40. Lebensjahr nur noch bergab geht, ist heute überholt. Das modernde Verständnis von Alter basiert auf einem Ressourcenmodell, das nicht fragt, was ich nicht mehr kann, sondern was ich immer noch kann oder wieder neu kann. Tatsache ist: Noch nie in der Geschichte der Menschheit lebten vier Generationen zusammen und noch nie wurden so viele Menschen so gesund alt.

Abgestellt im Pflegeheim

Heute werden mehr als 300 mögliche Ursachen des Alterns diskutiert. Sie reichen von Abnutzungs- und Verschleisstheorien über zellbiologische bis hin zu genetischen Ursachen. Nur wenige Gesundheitsprobleme im Alter treten ausschliesslich oder fast nur im hohen Alter auf; viele kommen im Alter jedoch gehäuft vor. Man unterscheidet zwischen altersassoziierten Krankheiten und Alterssyndromen. Zu den altersassoziierten Krankheiten zählen die Arteriosklerose mit Herzinfarkt und Schlaganfall, die Arthrose, die Demenz, der Diabetes, der Graue Star, Krebs und Osteoporose. Zu den Alterssyndromen werden Intelligenzabbau, Immobilität, Instabilität, Inkontinenz und das Nachlassen der Sinnesleistungen gerechnet.

Wie Sie alt werden, ob glücklich oder unglücklich, ob aktiv oder abgestellt im Pflegeheim, ob neugierig oder depressiv, ob integriert oder einsam, ob kräftig oder schlaff, ob frisch oder verkalkt, das haben Sie weitgehend selber in der Hand. Nicht Alzheimer und Co sind die grössten Feinde für ein glückliches Alter, sondern eigenes Unvermögen und Unachtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper und der eigenen Seele. Wer selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden alt werden will, muss zeitlebens in seine Gesundheit investieren. Selbständigkeit gibt es nicht gratis.

Die Lektionen 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 von „Besser alt werden“ finden Sie hier:

Lektion 1
Lektion 3
Lektion 4
Lektion 5
Lektion 6
Lektion 7
Lektion 8
Lektion 9