Was beim Herzinfarkt zählt

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Mindestens drei Dinge sind bei einem Gefässverschluss am Herzen überlebenswichtig: Zeit, moderne Technik und die Erfahrung des Ärzteteams. Dr. André Georges Vuilliomenet, Chefarzt Kardiologie am Kantonsspital Aarau, weiss, worauf es nach einem Herzinfarkt ankommt. Vor 20 Jahren schon hat er im Kantonsspital Aarau ein Herzkatheterlabor aufgebaut und seither viele Patientinnen und Patienten aus dem ganzen Schweizer Mittelland erfolgreich behandelt. Allein im letzten Jahr führte sein Team rund 2000 Herzkatheteruntersuchungen sowie 1000 Ballondilatationen und Stenteinlagen in die Herzkranzgefässe durch.

Die Bewohner im grossen Einzugsgebiet des Kantonsspitals Aarau können sich also in Sicherheit wiegen, zumindest für den Fall der Fälle. Die Rettungskette funktioniert einwandfrei und dank eines zweiten modernen Herzkatheterlabors kann das Team von Dr. Vuilliomenet jetzt doppelt so viele Patienten behandeln wie früher. Rund um die Uhr, als Notfall oder geplant, ambulant und stationär. Über eine halbe Million Einwohner umfasst das Einzugsgebiet des Kantonsspitals Aarau. Dezentral und auf eine grosse Fläche verteilt. Darum ist die Logistik so wichtig. Aus allen Himmelsrichtungen und über die Kantonsgrenzen hinaus werden Herzinfarktpatienten dem Spital zugeführt.

«Zeit ist das erste Gebot bei der optimalen Behandlung eines Herzinfarktes», sagt der Aarauer Chefarzt. «Spätestens 90 Minuten nach dem Ereignis muss der Patient bei uns im Herzkatheterlabor liegen. Je schneller er behandelt werden kann, desto kleiner ist das Risiko von bleibenden Schäden am minderdurchbluteten Herzen.»

Doch die schnelle Einlieferung allein genügt noch nicht. Auch zwei weitere Bedingungen müssen erfüllt sein, um das bestmögliche Resultat zu erhalten: «Das Spital muss technisch so ausgestattet sein, dass die nötigen Eingriffe ausgeführt werden können. Und zu guter Letzt ist nur ein erfahrenes Ärzteteam in der Lage, die Situationen richtig einzuschätzen und die meist anspruchsvollen Notfalleingriffe unter optimalen Bedingungen vorzunehmen. Gerade beim Herzinfarkt ist das äusserst wichtig, wenn der Patient wieder auf die Beine kommen und sein gewohntes Leben uneingeschränkt weiterführen will. Und genau das ist ja das Ziel.

Der Diagnose eines Herzinfarktes kommt ebenfalls grosse Bedeutung zu. Wie merkt jemand, ob er gerade einen Herzinfarkt erlitten hat, oder anders gefragt: Was sind erste Anzeichen, auf die unverzüglich reagiert werden sollte? Dr. Vuilliomenet: «Typischerweise manifestieren sich Durchblutungsstörungen des Herzens mit Schmerzen bzw. Engegefühl im Brustraum, häufig mit Ausstrahlungen in die Arme oder in die Halsgegend und werden als unangenehm bis stark schmerzhaft empfunden. Bei vorübergehenden Durchblutungsstörungen wie den Angina-Pectoris-Beschwerden klingen diese Symptome in der Regel nach wenigen Minuten wieder ab, beim Herzinfarkt bleiben sie anhaltend bestehen, häufig bis zur erfolgreichen Behandlung des Infarktes, in der Regel aber über mehrere Stunden. Selbstverständlich handelt es sich nicht bei jedem Brustschmerz um einen Herzinfarkt. Ausstrahlungen bei Muskelverspannungen und Schmerzen bei Magen-Darm-Erkrankungen kommen in Frage. Leider sucht man – selbst bei den beschriebenen typischen Beschwerden eines akuten Herzinfarkts – gelegentlich nach ‹harmlosen› Erklärungen und lässt so wertvolle Zeit bis zur erfolgreichen Behandlung verstreichen. In den allermeisten Fällen lässt sich mit einfachen Mitteln, genauer Beschreibung der Beschwerden und einem EKG ein akuter Herzinfarkt erkennen oder ausschliessen. Bei Unsicherheit sind weitere Abklärungen, in der Regel auf einer Notfallstation, erforderlich.»

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