Alarmsignale in den Fingern

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Es schmerzt beim Händeschütteln. Es schmerzt beim Flaschenöffnen. Das Eindrehen einer Schraube tut weh. Vor Fingergelenkarthrose ist niemand gefeit. Die Vererbung spielt eine grosse Rolle. Aber auch Überbeanspruchung der Hände kann Auslöser sein, und – einmal mehr – das Übergewicht. Prof. André Aeschlimann, Chefarzt der RehaClinic Zurzach: «Fettzellen sondern sogenannte Adipokine ab. Das sind Fettgewebshormone. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass diese Hormone den Knorpelabbau fördern und somit die Gelenke zerstören können. Je mehr Fettzellen vorhanden sind, desto grösser ist der knorpelschädigende Effekt.» Die Adipokine kurbeln auch Entzündungsprozesse an, die ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Gelenke haben.

Fingerendgelenke am häufigsten befallen

Arthrose in den Fingern ist verbreitet. Zwei Drittel der Frauen und gut die Hälfte aller Männer über 55 Jahre haben an mindestens einem Fingergelenk Anzeichen davon. Prof. Aeschlimann: «Nicht alle Erkrankten leiden gleich darunter, selbst wenn das Röntgenbild eine Schädigung zeigt. In einer Studie aus Holland berichten knapp sechs Prozent der Betroffenen über Schmerzen und knapp 17 Prozent über funktionelle Beeinträchtigungen.» Die Fingerendgelenke sind am häufigsten befallen, gefolgt vom Daumensattelgelenk und den Fingermittelgelenken.

Bewegen, aber nicht überbelasten

Was kann man tun? Prof. Aeschlimann: «Die Therapie – ob pharmakologisch oder nicht – orientiert sich am Stadium der Krankheit und an den Beschwerden. Es gibt spezielle Übungen, mit denen die Gelenkbeweglichkeit erhalten werden kann. Ein Instrument spielen oder regelmässig auf einer Tastatur schreiben. Bewegen, aber nicht überbelasten, lautet die Empfehlung. Betroffene lernen auch, ihre Gelenke zu schützen. Zum Beispiel vor häufiger Kälte und Feuchtigkeit. Oder mittels Alltagshilfen zu arbeiten. Manchmal muss – vor allem bei Beschwerden am Daumensattelgelenk –mit einer Schiene stabilisiert werden. So lange die Schmerzen erträglich sind, steht eine lokale Behandlung mit einer entzündungshemmenden Creme oder einem Pflaster im Vordergrund. Andernfalls ist Paracetamol das Schmerzmittel der ersten Wahl. Genügt dies nicht, kommen gut verträgliche nicht-steroidale Antirheumatika zum Einsatz. Immer nach dem Motto, so wenig wie möglich, so kurz wie nötig.»

Chondroprotektiva haben positive Effekte

Der Einsatz von knorpelschützenden Mitteln – sogenannten Chondroprotektiva – hat ebenfalls positive Effekte, und vor allem kaum Nebenwirkungen. Eine Genfer Studie zeigt, dass die entsprechenden Wirkstoffe die Schmerzen bei Fingergelenkarthrose lindern und die Beweglichkeit der Finger verbessern. Das ist umso bemerkenswerter, weil es bei Fingergelenkarthrose nur wenige gut untersuchte Therapien gibt. Prof. Aeschlimann: «Mit der Einnahme eines Chondroprotektivums kann nebst anderen Massnahmen bereits in der Frühphase der klinischen Symptomatik begonnen werden.» Wirkt es, steht einer Fortsetzung der Therapie nichts im Weg.

Fingermittel-, Fingerend- und Daumensattelgelenk betroffen

Wie kann man zwischen Fingergelenkarthrose und anderen Erkrankungen wie zum Beispiel rheumatoider Arthritis unterscheiden? Prof. Aeschlimann: «Bei Fingergelenk­arthrose sind die Fingermittel- und Finger­endgelenke sowie das Daumensattelgelenk betroffen. Zudem hält die Morgensteifigkeit maximal eine halbe Stunde an. Anders bei der rheumatoiden Arthritis. Sie betrifft den ganzen Körper, an der Hand sind aber die Fingergrund-, die Fingermittelgelenke sowie das Handgelenk betroffen, nicht aber die Fingerendgelenke. Zudem dauert die Morgensteifigkeit länger als eine Stunde an.» Wer sicher sein will, sollte den Arzt aufsuchen. Aufgrund der Symptome sowie Röntgenaufnahme und Blutuntersuchung lässt sich eindeutig feststellen, welches Krankheitsbild vorliegt.

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